Kultur

Jung-Siegfried in der Computer-Welt

In Ritterrüstung und mit blankem Schwert bekämpft Siegfried den grauslich aussehenden Drachen. Dafür bekommt er in dieser Animation immer wieder Bonuspunkte. Als er ihn erledigt hat, erscheint ein Insert mit "Victory": Nach dem "Rheingold", das im Vorzimmer der Zivilisation spielte und der "Walküre", die in der kriegreichen, ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stattfand, ist Uwe Eric Laufenberg auf seiner Zeitreise durch die Menschheitsgeschichte nun im Computer-Zeitalter angekommen. So sieht man in Richard Wagners "Siegfried" am Landestheater Linz nicht nur zahlreiche Computeranimationen, sondern auch Wotan, Mime und den Titelhelden, die mit Laptops und Tabletts hantieren. Zudem setzt der deutsche Regisseur auf weitere, mehr oder weniger passende Projektionen.

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Den ersten Akt lässt er in einer Rumpelkammer ( Gisbert Jäkel) spielen, vollgestopft mit Reifen. Mime handelt offensichtlich damit. Die "Neidhöhle" ist eine Bank. Firmenpersonal in Business-Kleidung, Bodyguards, Reporter tauchen auf, die Siegfried, dem jetzt ein Anzug (Antje Sternberg) verpasst wird, interviewen. Damit es ja auch alle wissen, erscheint ein Insert: "Jetzt beginnt die Zukunft".

Im letzten Akt sind wir wieder in der schon bekannten, hässlich verdreckten Reithalle, wo jetzt Siegfried Brünnhilde aus dem steinernen Denkmal herausschält. Dieses Bild ist von Laufenberg kaum inszeniert. Aber auch seine anderen Ideen sind wenig spektakulär, teils langweilig, platt und zeitgeistig seltsam durchmischt. Seine Personenführung ist harmlos.

Buhs für die Regie

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Zurückhaltend, beschaulich und zu sehr auf Exaktheit und Transparenz bedacht ist Dennis Russell Davies am Pult des bestens disponierten Bruckner Orchester Linz. Durchwachsen das Ensemble: Ausdruckstark, präzise, wortdeutlich und verschlagen der Mime von Matthäus Schmidlechner. Bjorn Waag singt den Alberich kernig und verständlich. Bernadett Fodor ist eine mächtige Erda, Dominik Nebel ein machtvoller Fafner, Gotho Griesmeier ein solider Waldvogel.

Elena Nebera als Brünnhilde singt leider wieder völlig unverständlich, unartikuliert mit tremoloreichen Spitzentönen. Gerd Grochowski ist ein nobler, kleinstimmiger Wanderer. Lars Cleveman singt den Siegfried mehr als passabel mit allen Höhen, verschluckt anfänglich jedoch ganze Worte. Jubel und einige Buhs für die Regie.

(Helmut Christian Mayer)

KURIER-Wertung: