Jonas Kaufmann als Werther: Zum Heulen schön
Eine traditionelle Produktion, die Goethes Geschichte des jungen Werther ganz linear erzählt, dabei aber die Bühnentechnik voll ausnützt und so für ein faszinierendes Musiktheater sorgt: Das ist zurzeit an der New Yorker MET bei der Neuproduktion von Jules Massenets "Werther" zu erleben.
Regie führte der Musical-erprobte Richard Eyre, der jahrelang Londons National Theatre geleitet hatte. Er siedelt die Handlung ausstattungsmäßig etwa in der Zeit der Uraufführung an (1892 in Wien). Mit Videoprojektionen und sich mehrfach wie durch Zauberhand wechselnde Bühnenbilder schafft er eine beeindruckende Atmosphäre.
Das Dirigat von Alain Altinoglu ist sensibel, delikat und sängerfreundlich. Das MET-Orchester spielt farbenprächtig und zart, aber stets mit der nötigen Dramatik.
In der Titelrolle ist Jonas Kaufmann zu hören – seine nächste Premiere nach Puccinis "Fanciulla del West" in Wien. Er singt atemberaubend, innig, seine große Arie "Pourquoi me réveiller" gestaltet er zum Heulen schön. Sophie Koch, mit der Kaufmann 2010 seinen ersten Werther in Paris gesungen hatte, ist wieder die Charlotte an seiner Seite, es ist ihr Debüt an der MET. Auch sie wurde bejubelt und bewies mit noblem Timbre, fabelhafter Mittellage und exzellenter Höhe einmal mehr ihre Stellung als eine der führenden Mezzosopranistinnen. Auch der Rest der Besetzung (Lisette Oropesa/Sophie, David Bižić/Albert) ist gut.
KURIER-Wertung: