John Grishams Humor ist diesmal geblieben
Von Peter Pisa
Der amerikanische Autor – besonderes Kennzeichen: 275 Millionen verkaufte Bücher – war in jedem seiner Romane humorvoll. Behauptet er. Auch in "Die Firma", auch in "Die Akte".
Nur haben die Lektoren diese Passagen immer weggestrichen.
Das ist bei John Grishams jetzt erschienenen 25. Roman nicht möglich gewesen. Sonst wäre nämlich noch weniger übrig geblieben.
Denn mit Spannung kann "Verteidigung" nicht auftrumpfen. Überraschungen fehlen völlig. Dafür blättert man schmunzelnd durchs Buch.
Heißer Kaffee
Sein aktuelles Justiz-Thema: die oft recht seltsam anmutenden amerikanischen Schadenersatzprozesse.
Vielleicht erinnert man sich ja noch an die 81-jährige Stella Liebeck, die sich bei McDonald’s heißen Kaffee gekauft, den Becher zwischen die Beine gezwickt und sich angeschüttet hatte – Geschworene sprachen ihr 2,6 Millionen Dollar Entschädigung zu.
Bei John Grisham kündigt ein Harvard-Student seinen 100-Wochenstunden-Job bei renommierten Wirtschaftsanwälten in Chicago und übersiedelt, um in Ruhe arbeiten zu können, in eine kleine Kanzlei, die sich mit Verkehrsunfällen und Scheidungen schlecht über Wasser hält.
Zur Abwechslung schaut also John Grisham, der selbst einmal ein unterbezahlter Strafverteidiger in Southaven, Mississippi, war, auf "die da unten".
Zum Entsetzen des Neuen bilden sich die Chefs aber plötzlich ein, Klage gegen einen Pharmariesen führen zu müssen. Sie haben überhaupt keine Erfahrung vor dem Bundesgericht.
Und die Behauptung, ein cholesterinsenkendes Medikament führe zu Schlaganfällen, ist außerdem völlig unbegründet.
Keine Wut
Im Gegensatz zum vorangegangenen Thriller "Das Geständnis" über die Todesstrafe ist "Verteidigung" nicht mit Wut geschrieben und nicht kämpferisch.
Mit einer Ausnahme: Wenn sich der Held zwischendurch für ein Kind stark macht, dessen Leben durch bleihaltiges Spielzeug ruiniert wurde.
Alles spricht für eine Verfilmung.