Kultur

Jamiroquai in Wien: Funk-Party mit Spätzünder

Spurlos sind die Jahre, in denen seine Band Jamiroquai Pause machte, nicht an Frontmann Jay Kay vorübergegangen. Der Bart ist grau geworden und Mittwoch beim Konzert in der Wiener Stadthalle bewegte er sich – wohl, weil er erst im Frühjahr eine Rückenoperation überstanden hat - viel zaghafter, als man es von den 90er-Jahren in Erinnerung hat.

Der Sound aber ist nach wie vor dominiert von in die Beine gehenden Funk-Rhythmen. Anlass der heurigen Tour ist das jüngste Album „Automaton“, mit dem Jamiroquai nach sieben Jahren Funkstille eine Fusion ihres jazzigen Sounds mit elektronischen Club-Klängen angestrebt haben.

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Das Konzert zeigt, dass die beiden Elemente dabei eine erstaunlich gute Verbindung eingegangen sind. Bei „Shake It On“ oder dem Titelsong „Automaton“ etwa wird der fiebrige Jamiroquai-Beat anstatt von Slap-Bass und rasenden Gitarrerhythmen von blubbernden Computer-Sounds getragen. Leider aber sind die Melodien und harmonischen Hooks der neuen Songs nicht so gut gelungen wie die der Jamiroquai-Hits.

Zwei von den älteren, markanteren Songs „The Kids“ und „Space Cowboy“, streut Jay Kay deshalb schon in das erste Drittel des Sets ein. Die Show auf der LED-Wand hinter der Bühne zeigt dazu mechanische Automaten, Details von Uhrwerk-ähnlichen Apparaten oder den bunt leuchtenden Kopf von Jay Kay.

Eigens für die „Automaton“-Tour hat sich der 47-Jährige Brite nämlich einen blinkenden Hut anfertigen lassen, der - designt wie ein Federnschmuck aus LED-Lamellen - das Album-Thema „Technisierung“ auch in seiner Vorliebe für extravagante Kopf-Monturen zum Ausdruck bringt.

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Trotz all dem braucht es in der Stadthalle eine Weile, bis der Jamiroquai-Sound richtig zünden kann. Die Stimmung baut sich langsam aber doch kontinuierlich auf. Der druckvolle Funk, klingt in der zweiten Hälfte bei älteren Songs wie „Cosmic Girl“ und „Alright“ so, wie man es gewohnt ist, und wird nicht mit elektronischeren Arrangements an die aktuellen Songs angepasst.

Immer wieder nimmt Jay Kay genau dann, wenn es notwendig wird, ein bisschen das Tempo raus, schiebt ein Stück dazwischen, dass mehr in Richtung entspanntem Acid-Jazz tendiert. Und immer wieder dehnt er die Songs mit Improvisationen in die Länge, bei denen seine Musiker glänzen können und das Publikum nach und nach in ausgelassene Tanzlaune bringen. Siebzehn Songs dauern so über zwei Stunden. Und am Ende bei Jamiroquais eingängigsten Hits, bei „Too Young To Die“ und „Virtual Insanity“ brodelt es in der Stadthalle dann doch noch so, wie man es von Jay Kays Konzerten in den 90er-Jahren in Erinnerung hat.