J.R.R. Tolkien: Für die Hobbits war er unfähig
Von Peter Pisa
Nach dem Schock, weil die kurze, einfache "Hobbit"-Kindergeschichte von Filmregisseur Peter Jackson nicht in zwei Teilen (was schlimm genug wäre), sondern als Trilogie langsam in die Kinos tröpfeln wird, brauchen die Fans von J.R.R. Tolkien etwas zur Beruhigung. Hobbingen etwa. Bruchtal. Die Hallen des Elbenkönigs. Seestadt. Nebelberge. So, wie der Oxford-Professor die Orte Mittelerdes gesehen – und gezeichnet hat.
75. Geburtstag
Die ersten Ausgaben ab 1937 waren von John Ronald Reuel Tolkien selbst illustriert worden. Mit Bleistift, Buntstift, Tusche, Wasserfarben. Was er halt so herumliegen hatte. Aber es gibt von ihm insgesamt mehr als 100 Zeichnungen, Skizzen, Aquarelle, die er während der Arbeit an seinem ersten Buch als Begleitung produziert hat. Wenn er nicht gerade auf einen Baum saß, dort Sprachen erfand, nachdachte ...
"In einem Loch im Boden, da lebte ein Hobbit": Jetzt, zum 75. Geburtstag des Romans, wurden alle seine Bilder aus ihren Verstecken geholt, zum Beispiel aus der Bibliothek der Oxford-Universität, und für den schönen Band "Die Kunst des Hobbit" neu reproduziert.
Tolkien hatte von Kindestagen an gezeichnet. Das Meer bei Cornwall, die Felder von Berkshire, Rittersporn und Fingerhut im Garten seiner Cousinen.
"Manderln" mied er. Figuren lagen ihm überhaupt nicht. Er selbst sagte, er sei unfähig, Menschen darzustellen – und menschenähnliche Hobbits.
Man kann ihm schwer widersprechen.
Zu dick
Jedenfalls zeichnete er deshalb seinen Helden Bilbo Beutlin, der gemeinsam mit Gandalf und 13 Zwergen dem Drachen Smaug den Schatz wegnimmt, fast immer verdeckt, oder winzig klein. Die Landschaften jedoch, die beherrschte er derart gut, dass ihn selbst strenge englische Kritiker seinerzeit auch wegen der grafischen Gestaltung lobten. Und Smaug sieht auch nicht übel aus (rechts, die Silhouette ist übrigens Bilbo bei der ersten Kontakaufnahme im Einsamen Berg). Obwohl sich Tolkien später ärgerte: Bilbo sei an den falschen Stellen zu dick geraten und im Verhältnis zum Drachen "viel zu groß". Die Bildunterschrift hatte er wie folgt vorgegeben: "O Smaug, du ehrwürdigste und entsetzlichste alle Katastrophen!"
Kinostarts
Ein Wort noch zur Verfilmung, auch wenn’s weh tut: Der erste Teil, "Der Hobbit – Eine unerwartete Reise", soll heuer im Dezember zu sehen sein, der zweite Teil "Der Hobbit – Hin und zurück" vor Weihnachten 2013. Erst nach Ansicht des Drehmaterials wurde entschieden, dass noch mehr erzählt werden müsse. Dabei hat das Originalbuch nur rund 300 Seiten.