Kultur

J.J. Cale: Der Meister ist verstummt

2009 gab der sehr zurückgezogen lebende Musiker der Welt ein Interview. Gefragt, was er machen werde, wenn er einmal 75 sei, antwortete J.J. Cale: „Ich nehme mal an, bei dem ungesunden Lebensstil, den ich in der Vergangenheit geführt habe, werde ich die 75 nicht erreichen.“ Cale starb, wie erst jetzt bekannt wurde, Freitag Abend in San Diego an einem Herzinfarkt. Er wurde 74.

Cale war vielleicht der bekannteste unbekannte Künstler. Seine Songs machten andere berühmt. Etwa „Cocaine“, das Eric Claptons Trademark-Stück wurde. Oder „After Midnight“, seine erste Single aus dem Jahr 1965, die ungefähr jeder coverte, der eine Gitarre unfallfrei halten konnte. Die Liste der Künstler, die seine Songs nachspielten, reicht von Deep Purple über Johnny Cash bis Spiritualized.

Cale kam 1938 als John Weldon Cale in Oklahoma City zur Welt, begann als Zehnjähriger mit dem Musikmachen und versuchte sich ab 1959 als Berufsmusiker. Die Initialen J. J. bekam er, um sich von John Cale (Velvet Underground) zu unterscheiden. Gefördert wurde er von Leon Russell (auch so einer, den zu wenige kennen und den es dringend wieder zu entdecken gilt).

Zeit...

Er steht für den sogenannten „Tulsa-Sound“: Rockabilly, Blues und Country werden unter Zuhilfenahme von vieeeeeeeeel Zeit zu einem neuen Sound. J. J. Cales Stil ist das, was Musiker „laid back“ nennen: So entspannt und cool, dass die Musik dem Beat hinterher schleicht. Ein schönes Beispiel dafür, dass in der Musik etwas Falsches richtig sein kann.

J. J. Cales Einfluss auf andere Musiker kann gar nicht hoch genug geschätzt werden: Bob Dylans später Gesangsstil ist eins zu eins Cale. Mark Knopfler hat alles, was er übers Singen und Gitarrenspielen weiß, von Cale. Clapton ist sowieso eine lebende Cale-Hommage. Er beschreibt Cales Stil als „wirklich reduziert – es geht nur um Finesse“.

Erst 2006 kam es übrigens zur Zusammenarbeit zwischen Cale und Clapton, die CD „The Road To Escondido“ feierte Erfolge und gewann 2008 einen Grammy.

"Man sollte nicht arbeiten"

„Wozu die ganze Zeit arbeiten?“, sagte Cale, der etwa 20 Alben veröffentlichte, in einem seiner seltenen Interviews. „Ich finde, man sollte überhaupt nicht arbeiten, wenn man es sich leisten kann.“ Er konnte es sich leisten – alleine die Tantiemen für „Cocaine“ reichten für ein Leben im Wohlstand.