Kultur

Comeback mit Donuts und Helium

"Ich träume oft von Roger Federer. Als er bei den Australian Open antrat, konnte ich das Spiel nicht sehen, träumte aber, dass er 0:2 verloren hat. Und das hat gestimmt."

Sophie Hunger, die Schweizer Musikerin, die sich mit ihrem eklektischen Sound zwischen Jazz, Folk, Pop und elektronischen Experimenten über die Jahre ein immer breiteres Publikum erspielt hat, hat den ganzen Tag lang Interviews über ihr neues Album "Supermoon" gegeben. Jetzt beim Termin mit dem KURIER ist sie dankbar für einen Themenwechsel, erzählt, das sie neben Tennis auch Skirennen liebt und die ausschließlich im ORF ansieht. Wegen der lustigen Moderatoren.

Riskant

"Als Didier Cuche das Hahnenkammrennen von Kitzbühel gewann und dafür eine riskante Linie fuhr, sagte euer Moderator: ‚Der spinnt, der Cuche!‘ Das würden sich unsere nie trauen." Man hört der 32-Jährigen die Leidenschaft an, mit der sie über Sport spricht. Nur für die Musik kann sie sich noch mehr begeistern. Allerdings erst seit Kurzem wieder.

Für eineinhalb Jahre hatte sich Hunger aus dem Tourleben zurückgezogen, weil sie den Spaß an der Musik verloren hatte: "Wir hatten so viele Auftritte. Zu viele. Es hat keinen Spaß mehr gemacht. Das war ein bisschen beängstigend, aber ich war mir eigentlich ziemlich sicher, dass diese Liebe wieder kommt, wenn ich lange genug Pause mache."

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Die machte sie in Kalifornien – weit weniger lang als gedacht. "Ich habe mir über airbnb Wohnungen gesucht, wo man auf den Bildern sah, dass Instrumente da sind. In einer war ein Flügel, in einer anderen eine Gitarre. Damit habe ich dann ziemlich schnell wieder angefangen, Lieder zu schreiben. Und in San Francisco habe ich Punk-Musiker kennengelernt, die mir ihr Studio gezeigt haben. Auf einmal war ich in der Produktion einer neuen Platte." Die heißt "Supermoon" und zeigt Hunger als genauso engagierte wie humorvolle Songwriterin.

Toilettenspruch

In "Love Is Not The Answer" nimmt sie die These aufs Korn, dass die Liebe die Antwort auf alle Fragen ist: "Ich hatte auf einer Toilette den Spruch ‚Donuts are not the answer to everything‘ gesehen", erklärt sie. "Das fand ich so lustig, dass ich darüber nachgedacht habe, warum uns die Literatur und auch viele Lieder vermitteln wollen, dass die Liebe die Antwort ist. Deshalb zähle ich in meinem Lied Situationen auf, in denen die Liebe alles noch schlimmer macht."

Ernsteres greift Hunger in dem Song "Father" über abwesende Väter auf. "Davon gibt es einige Beispiele in meinem Umfeld. Und ich habe bemerkt, wie man sich selbst zu Komplizen von diesen Vätern macht, die Kinder anlügt, um sie nicht zu verletzen und Ausreden für die Väter findet."

Genauso, wie Hunger bei diesem Song ihrem Vater versichern musste, dass nicht er damit gemeint ist, musste sie ihrer Mutter versichern, dass sie nicht mit dem Song "Heicho" gemeint ist. Denn dabei sagt ein kleines Kind zur Mama: "Ich muss fort, aber zum Sterben komme ich heim!"

Ein Lied, für das Hunger beinahe selbst gestorben wäre. Um die hohe Stimme eines kleinen Kindes zu bekommen, nahm sie vorm Singen Helium. "Die Frau, die mir das Helium verkauft hat, hat gesagt, das kann tödlich sein. Ich dachte, na ja, die Amerikaner sind halt hysterisch. Wenn es so offen im Verkauf ist, kann das nicht so schlimm sein. Ich hab ihr vorgelogen, dass ich es für die Luftballons einer Geburtstagsparty brauche. Aber dann habe ich wirklich zu viel davon erwischt und hatte drei Tage lang hohes Fieber. Aber egal, dafür ist der Song gut."