Kultur

"In 80 Tagen um die Welt"

Ja, so was können sie an der Burg. Einen fast echten Elefanten in Originalgröße auf die Bühne bringen. Oder einen Ozeandampfer im schweren Seegang. Oder einen Indianerüberfall auf einen Zug. Disneyland, nur eben auf dem künstlerischen Niveau der Burg.
Wie immer, wenn Annette Raffalt Burg-Theater für Kinder inszeniert, wirft die Bühnentechnik die ganz große Fantasie-Maschine an. Da steigt, fast so schön wie bei Felix Baumgartner, ein Ballon in die Stratossphäre des Schnürbodens. Es stellt sich nur eine Frage: Wäre es nicht gescheiter, die kleine, aber umso leistungskräftigere Fantasie-Maschine in den Köpfen der Kinder anzuwerfen?
Wobei: Diese Frage stellt sich eben nicht. Denn das Publikum – größere Kinder, Jugendliche und ihre Eltern – ist restlos begeistert von dieser Adaption des berühmten Jules-Verne-Romans rund um den sehr englischen Gentleman-Abenteurer Phileas Fogg, der wettet, er könne in 80 Tagen die Welt umrunden (im Jahr 1872 galt das als unmöglich).
 

Schauspieler

Das liegt vor allem –Technik hin, Kostüme her – an den hervorragenden Schauspielern, die diese mit viel Witz gegenwartstauglich gemachte Geschichte erzählen. Peter Knaack ist ein herrlich unterkühlter, stets um die „stiff upper lip“ bemühter Phileas Fogg, der, als ihn die Liebe am Genick packt, wunderbar hilflos wirkt. Sven Dolinski ist als sein quirliger Diener Passepartout ein idealer Conferencier und natürlich DER Publikumsliebling. Und auch Liliane Amuat passt als süße, aber ziemlich emanzipierte Prinzessin großartig in diese Vorstellung. Auch alle andere Darsteller spielen toll, die Band groovt fein, die Tanzszenen beeindrucken. Winziger Einwand: Die inklusive Pause zwei Stunden und dreißig Minuten lange Aufführung wirkt so übervoll an Ideen, dass sie ein wenig ermüdet. Oder, wie es zwei dem Autor persönlich bekannte Kinder ausdrückten: „Es war ein bissl sehr viel Reden und Tanzen.“

KURIER-Wertung: **** von *****