Kultur

Impressionismus & Moderne-Auktionen: Wettkampf der Rekordpreise

Die New Yorker Herbstauktionen gelten stets als Gradmesser für den Zustand des Top-Kunstmarkts - neue Rekorde zu vermelden, gehört schon zur Pflicht. Doch die Auktionsriesen Christie's und Sotheby's haben sich das Feld offenbar aufgeteilt: Während Sotheby's am Dienstag nach dem Verkauf von 58 Losen in der Kategorie "Impressionismus & Moderne" 422.109.999 US-Dollar Umsatz machte und die "erfolgreichste Auktion seiner Geschichte" vermeldete, setzte Christie's am MIttwoch in derselben Kategorie "nur" 165.635.000 US-Dollar um.

Christie's - zuletzt im Feld der Nachriegs- und Gegenwartskunst meist umsatzstärker als der Konkurrent - meldete dafür einen neuen Versteigerungsrekord für ein Werk von Edouard Manet: Das Werk "Le Printemps" (Der Frühling) brachte 65,1 Millionen Dollar (52 Millionen Euro) und verdoppelte damit knapp seinen Schätzwert. Dieser war bei 25-35 Millionen US-Dollar gelegen; der bisherige Auktionsrekord für den französischen Maler lag bei 33 Millionen Dollar. Wie Christie's später bekanntgab, wurde das Bild vom J. Paul Getty-Museum in Los Angeles erworben.

Highlights der New Yorker Auktionen

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Auch eine Plastik von Alberto Giacometti wurde bei Christie's deutlich über den Erwartungen verkauft. "Stele III" von 1962 war für etwa 5,5 Millionen Dollar angesetzt worden, verkauft wurde sie schließlich für 9,9 Millionen. Das ist allerdings nicht einmal ein Zehntel dessen, was eine Plastik des Schweizers am Abend zuvor gekostet hatte. Da war bei Sotheby's, ebenfalls in New York, "Chariot" ("Wagen") verkauft worden - für 101 Millionen Dollar. Der Auktionsrekord für Giacometti bleibt damit unangetastet: 2010 hatte Sotheby's die Skulptur "Schreitender Mann I" (1960) um 104,3 Millionen US-Dollar verkauft. Ein anderer Abguss des "Wagens" und eine Vorgänger-Version des "Schreitenden Mannes" sind übrigens in der aktuellen Giacometti-Schau des Wiener Leopold Museums zu sehen.

Die "Grünbaum-Schieles"

Abseits der Top-Ten-Ergebnisse fanden bei den Auktionen zwei vielbeachtete Verkäufe von Werken Egon Schieles statt. Im Vorfeld hatte es heftige Diskussionen über die Art und Weise gegeben, wie die Auktionshäuser mit den Bildern verfahren waren. Denn beide Schiele-Blätter stammten aus dem Besitz von Fritz Grünbaum, einem Wiener Kabarettisten, der 1938 von den Nazis verhaftet und 1941 im KZ umgekommen war.

Christie's hatte sich dafür entschieden, den Erlös des Bildes "Stadt am blauen Fluss (Krumau)" mit Grünbaums Erben zu teilen. Was Erbenvertreter und Holocaust-Opferinstitutionen begrüßten, wurde u.a. vom Leopold Museum unter Berufung auf einen Kommissionsbescheid heftig kritisiert. Am Ende erzielte das Krumau-Blatt trotz eines niedrigeren Schätzwerts (800.000-1.200.000 US Dollar) den höheren Preis: 2.965.000 US-Dollar (2,364,564 Euro) war das Bild einem Käufer wert.

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Das bei Sotheby's versteigerte Werk, "Sitzende Mit Angezogenem Linken Bein (Torso)" von 1917, brachte 1.325.000 US-Dollar ein und blieb damit am unteren Rand des Schätzwerts. Um die Eigentümerschaft dieses Bildes war acht Jahre lang vor Gericht gestritten worden; da das Urteil eines Berufungsgerichts das Bild dem Sammler David Bakalar zusprach, konnte Sotheby's seinen Kunden Rechtssicherheit garantieren. Bakalar hatte das Bild nun zur Auktion eingebracht.