Hayley Kiyoko in Wien: Regenbogen-Party mit schlechtem Sound
Wie ein Superstar, mit Sprechchören und an Boybands erinnerndem Gekreische wurde Hayley Kiyoko begrüßt, als sie Dienstag die Bühne der Ottakringer Brauerei in Wien betrat, um ihr erstes Österreich-Konzert zu spielen. Die 27-Jährige Amerikanerin japanischer Abstammung wurde im Alter von fünf Jahren vom Sender Nickelodeon entdeckt, arbeitete dann auch für den Disney Channel und später mit der Girlgroup The Stunners. 2009 hatte Kiyoko ihren Durchbruch als Schauspielerin im Film „Scooby-Doo! Das Abenteuer beginnt“, wirkte in Serien wie „The Fosters“ und „Vampire Diaries“ mit und veröffentlichte nach dem Ende der Stunners einige erfolglose Electro-Pop-Singles.
Dann nahm sie die richtige Abzweigung aus der Standard-Karriere, die Vorgängerinnen wie Britney Spears im gleichen Alter schon zum Absturz geführt hatte: Kiyoko schrieb Songs über ihre Liebe zu Frauen – in den romantischen Aspekten genauso wie in den sexuellen. Denn: „Ich war es leid, mich zu verstecken!“
Dass das heute einen guten Teil ihrer Anziehungskraft ausmacht, zeigt auch das Wien-Konzert. Die 1100 Zuschauer in der ausverkauften Brauerei sind zu 99 Prozent weiblich, in Regenbogen-Fahnen gehüllt und bejubeln fast schon hysterisch, wenn Kiyoko zwischen den Songs mit ein paar Moderationen auf das Thema eingeht, oder einen rosa BH, der auf die Bühne fliegt, wie eine Trophäe durch die Luft wirbelt.
Diese bedingungslose Hingabe der Fans, die Kiyoko als „Lesbian Jesus“ verehren, ist in Wien aber auch bitter notwendig. Denn der Sound in der Brauerei ist ziemlich lange mehr als mies. Die brillante Schlagzeugerin und Bass-Gedröhne von der Konserve sind anfangs alles, was man hört. Kiyokos Stimme und die Melodien gehen - zumindest in den Seitenflügeln der Halle - komplett unter. Das bessert sich zwar mit Fortdauer der Show, wirklich gut wird es aber nie.
Das Publikum stört das nicht. Man hat Hits wie „Curious“ oder „Wanna Be Missed“ - aber eigentlich eh das ganze Programm - so gut ihm Ohr, dass man dazu fantasieren und selbst singen kann, was im Mix und der Akustik der Örtlichkeit verloren geht. Kiyokos Songs laden ja auch zum unbekümmerten Feiern ein. Sie macht Pop, der eingängige Melodien über geschickt verwobene Beats legt. Live wird sie dabei neben der Schlagzeugerin und zwei Tänzern auch von einem Gitarristen unterstützt, der das Ganze wahlweise mit rockigem Flair und oder mit funkigen Elementen würzt.
Auch wenn das alles nicht sonderlich innovativ ist, oder Kiyoko damit Musik-Geschichte schreiben wird, ist es doch ein etwas kantigerer Sound als sonstige Chartsware. Der macht auch unabhängig von der Botschaft „Liebe wen du willst, aber auch dich selbst“ Spaß. So, dass man ihn am Ende doch gerne besser und differenzierter gehört hätte.