Kultur

Studie veröffentlicht – nach sechs Jahren

Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) hat Wort gehalten: Am Montag ließ er die Studie von Claudia Haas über ein "Haus der Geschichte Österreich" veröffentlichen. Sie umfasst drei Teile mit insgesamt 248 Seiten. Im Mittelpunkt stehen neben dem inhaltlichen Konzept auch ein Raum- und Funktionsprogramm sowie Budgetpläne.

Die Museologin Claudia Haas, Gründerin des Kindermuseums Zoom, war im November 2008 vom damaligen Kanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) mit der Studie beauftragt worden. Zu einer Umsetzung kam es aber aufgrund der "Palastrevolution" nicht: Im Dezember 2008 übernahm Werner Faymann von Gusenbauer die Regierungsgeschäfte. Die Studie verschwand in der Schublade (obwohl das Haus der Geschichte ein Vorhaben der Koalition war) – und wurde unter Verschluss gehalten.

Die Gründe sind zum Teil nachvollziehbar. Denn in der Studie heißt es: "Es ist darauf zu achten, dass in der Öffentlichkeit keine Standortdiskussion entsteht, die das Projekt gefährdet". Ostermayer hielt sich an den Rat: Er verlangte im November 2014 aus Kostengründen eine Redimensionierung der Pläne für das Weltmuseum – und schlug vor, den frei werdenden Platz in der Neuen Burg für das Haus der Geschichte zu nutzen. Motto: Speed kills.

Laut der Mitte Jänner 2015 vorgelegten Pläne soll das Haus der Geschichte im Mitteltrakt direkt über der Nationalbibliothek (inklusive der Freitreppen zum "Hitler-Balkon") realisiert werden. Zur Verfügung steht angeblich eine Ausstellungsfläche von 3000 Quadratmeter.

"Geschichtslabor"

In ihrem Konzept geht Haas aber von einem weit größeren (Neubau-)Projekt aus: Sie analysiert Häuser mit Gesamtflächen von 6086, 11.747 und 15.651 Quadratmetern. Empfohlen wird die mittlere Variante (mit 2200 Quadratmetern für die permanente Ausstellung und 1500 für Sonderschauen).

Das Konzept sieht einen "emotional fesselnden Einstieg" vor, dann folgt der Bereich "Zeitschiene" mit allen wichtigen Ereignissen und den "Tiefenbohrungen" (etwa "Anschluss" 1938, Kriegsende 1945, Gastarbeiterabkommen mit der Türkei 1964 und EU-Beitritt 1995). Claudia Haas regt zudem ein "Geschichtslabor" für die Reflexion und ein Auditorium an.

Gegen die Option "Small" sprächen eine Vielzahl von Gründen: Die hohen Erwartungen in der Bevölkerung und in der internationalen Community an das Haus würden nur unzureichend erfüllt. Es gebe eine "starke Fokussierung auf Faktengeschichte", wichtige Themen müssten aus Platzgründen ausgespart werden. Und das Haus könne schwer ein eigenes Profil entwickeln.

Obsolet geworden sind die Hochrechnungen: Die Errichtungskosten für einen Neubau wurden je nach Größe auf 43 bis 112 Millionen Euro geschätzt, die Betriebskosten auf vier bis acht Millionen, die Besucherzahlen auf 110.000 bis 220.000. Im Kulturministerium glaubt man dennoch, dass die Studie eine "solide Grundlage" für die Arbeit von Oliver Rathkolb bildet, der bis zum Sommer mit einem Beirat das exakte Konzept ausarbeitet.