Kultur

Hat es etwas zu bedeuten, wenn die Katze Manchego frisst?

Cabo de Gata im Südosten Spaniens zwischen Meer und Wüste muss man gesehen haben.

Im Winter.

Dann ändert man sich. Dann weiß man, dass man am Ende angelangt ist: am Fischmarkt.

Da liegt ein vergessener Fisch in einem Boot, ein Rochen. In dem bisschen Meerwasser kann er sich nicht bewegen, nicht einmal auf den Bauch drehen kann er sich. Er schnappt nach Luft.

Und stirbt.

Der Beobachter dieser Szene reist ab. Jetzt kann er neu anfangen, jetzt wird ihn die andere Welt, nämlich seine ihm zugedachte, nicht mehr so stören.

Vielleicht ist es so.

Scheitern

Der studierte deutsche Mathematiker Eugen Ruge debütierte 2011 als Romanschriftsteller. 57 war er. Für sein autobiografisches DDR-Familienepos „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ bekam er den Deutschen Buchpreis.

Wenn er jetzt, im zweiten Roman „Cabo de Gata“ , vom Scheitern erzählt, betont er, das sei kein Selbstporträt.

Zwar war Ruge in dem Dorf im Naturpark, wo Szenen für „Lawrence von Arabien“ gedreht worden waren, und verarbeitete eigene Erlebnisse. Aber vieles sei von ihm erfunden worden, damit es „passt“.

Es liest sich angenehm.

Der Ich-Erzähler erinnert sich zwei Jahrzehnte zurück: als er Anfang der Neunziger aus Berlin flüchtete. Er wollte nicht mehr jeden Tag aufstehen – siehe dazu rechts „Wir sind die Lebenden“, dort bleibt einer liegen –, duschen ...

Ein Schriftsteller, der nichts zusammen brachte. Er hatte wenig Geld und löste den Haushalt auf.

Er suchte seinen Platz.

Barcelona war es nicht: Die Prostituierte mit den langen, schönen Beinen war, wenn man ihr ins Gesicht blickte, 70 und folglich auch nur Täuschung. Er suchte weiter.

In nahezu menschenleeren Cabo de Gata gab es immerhin eine echt unfreundliche Kellnerin. Sie hob ihre „kürbisgroßen Gesäßhälften“ abwechselnd. Der Hintern beschäftigte ihn mehr als das leere Blatt Papier, auf das er eigentlich etwas schreiben sollte.

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Dieser so schön reduzierte und fast schon gehauchte Roman ist voller Zeichen. Ein Sarg liegt am Strand, ein Koffer steht im Sand ... wieso sind so viele Hunde zu sehen, aber nirgendwo liegt Hundescheiße? Wieso frisst die anhängliche Katze Manchego-Käse? Was hat das alles zu bedeuten?

Nichts.

Es passt halt gut als Baumaterial, um „Cabo de Gata“ eine scheinbare Tiefe zu geben, mit der sich das Buch brüsten kann; die es aber keineswegs braucht.

KURIER-Wertung: **** von *****

Info: Eugen Ruge: „Cabo de Gata“. Rowohlt Verlag. 208 Seiten. 20,60 Euro.