Kultur

Hätten Sie ’s gewusst?

Das ist ein Buch, welches insbesondere Journalisten griffbereit auf ihrem Schreibtisch liegen haben sollten. Denn wer aus unserer Branche neigt nicht dazu, Leitartikeln, Analysen oder einem (wie wir sagen) feuilletonistischen Stück mit einem Zitat einer bedeutenden Person noch mehr Bedeutsamkeit zu verleihen?

Peinlich, wenn dann das Zitat nicht von der genannten Person stammt. Und da gibt es etliche Beispiele von geläufigen Formulierungen, die traditionell, aber eben falsch einer bestimmten Persönlichkeit zugeschrieben werden.

Apropos Tradition: Der bekannte Satz „Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers“ stammt nicht von Gustav Mahler.

Das ist eines von zahlreichen Beispielen, welche der Literaturwissenschaftler Gerald Krieghofer (sein Bruder Helmut war übrigens Tiroler ORF-Landesdirektor) in seinem Buch versammelt.

Auch der Karl Kraus (Bild oben) zugeschriebene Satz – Kraus’ Werk ist ja sowieso ein Zitatenfundus für die schreibende Zunft – „Was trifft, trifft auch zu“, stammt nicht von diesem, sondern (allerdings ein bisschen anders) von einem israelischen Autor, über den Hans Weigel in der FAZ einst schrieb, dass „nur ganz wenige seiner Sätze von Kraus sein [könnten] (‚Was nicht trifft, trifft auch nicht zu‘)“.

Akribisch und humorvoll zeichnet der Kraus-Kenner Krieghofer die Geschichte dieses Zitats – und eben vieler anderer – nach. Ein wenig störend ist, dass ausgerechnet ein offensichtlicher Sprachliebhaber wie Krieghofer glaubt, gendern zu müssen (Politiker:innen). Ansonsten eine berechtigte Mahnung zu mehr Sorgfalt beim Zitieren.

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