Kultur

Im Zeitfenster daheim

Wer im Frühling die Showreihe "Sing meinen Song" auf VOX verfolgt hat, wird verblüfft gewesen sein: Zwischen Stars wie Sarah Connor, Sasha oder Andreas Gabalier fiel da ein nicht ganz schlanker, immer ein wenig unfrisiert wirkender junger Mann auf – mit bemerkenswerten Liedern, ungewöhnlicher Soul-Stimme und offen gezeigten Emotionen. Gregor Meyle, 35, war DIE Entdeckung der Show.

Fragt man ihn nach den Gründen für diesen Erfolg, ist ihm das fast peinlich: "Es hat jetzt grade gut gepasst", sagt er. Meyle war sicher der am wenigsten bekannte Künstler der Show – und dominierte dann aber die Berichterstattung. "Das Format sieht ja vor, einen Künstler dabeizuhaben, den man erst entdecken muss", erklärt Meyle. "Mein Glück war, dass ich schon vier Platten habe, die man entdecken kann."

Meyle spricht so bescheiden, dass man ihm zunächst kaum glaubt. Bis man merkt: Genau deshalb hat er Erfolg – weil er gnadenlos sympathisch ist. "Es war ein Zeitfenster, das jetzt aufging. Ich mache seit 2007 professionell Musik, spiele live, mal für drei, mal für 50 Leuten, jetzt eben vor tausend."

2007, da wurde der Schwabe von Stefan Raab für eine Castingshow entdeckt. Meyle sang als Einziger nur eigene Songs und belegte Platz zwei. Danach nahm er drei Studio- und zwei Livealben auf, bevor ihn Gastgeber Xavier Naidoo in die VOX-Show holte. "Xavier ist ein wunderbarer, großzügiger Freund, der gesagt hat: Du musst jetzt mitmachen. Wir hatten Glück, dass gerade da die neue Platte rauskam."

Die neue Platte: Sie heißt "New York – Stintino" und bietet die typische handgemachte Soul-Pop-Musik mit deutschen Texten, die auch keine Angst vor Emotionen oder ein bisschen Pathos zeigen. Auffälligstes Merkmal: Meyles raunziger Gesang.

Dass er nicht als "Star" wahrgenommen wird – während des Telefonats mit dem KURIER ist er unterwegs zu einem Termin bei RTL und scheitert beinahe am Portier, der ihn nicht kennt – stört ihn nicht, sagt er: "Ich finde es schön, dass ich bekannt bin wegen meiner Musik. Ich hatte in Österreich zwei Platten gleichzeitig in den Top Ten – wie geil ist das denn?"

Am liebsten würde er alle Platten selber verpacken und verkaufen, erzählt er. Aber das ist jetzt nicht mehr möglich und auch nicht mehr nötig. "Es sieht ganz gut aus, dass ich bis zum Ende meines Lebens Musik machen kann." Was erträumt er noch? Reichtum? Ein dickes Auto? "Ich habe schon ein dickes Auto", sagt er lachend. "Ich habe dem Xavier seinen alten VW-Bus abgekauft."

Meyle spielt am 15. August in der Krieau, als Vorprogramm von Andreas Gabalier. Im November und Jänner kommt er zu einer kleinen Österreich-Tournee.

Raabs Entdeckung

Lebenslauf Gregor Meyle kam 1978 zur Welt, wurde 2007 von Stefan Raab entdeckt und dann von Xavier Naidoo gefördert.

Alben 2008 erscheint „So soll es sein“, 2010 „Meylenweit“, 2012 „Meile für Meyle“, heuer „New York – Stintino“.