Granada schrieben ihr Album "Unter Umständen" im virtuellen Raum
Sechs Gedichte von H. C. Artmann haben Granada diesen Sommer für einen Auftritt im Radiokulturhaus zum 100. Geburtstag des Mundart-Lyrikers vertont. Auf ihrem morgen erscheinenden Album „Unter Umständen“ ist davon allerdings nur „Schembrun“ drauf.
„Wir sind zu spät draufgekommen, daraus ein eigenes Projekt zu machen“, erzählt Sänger Thomas Petritsch im KURIER-Interview. „Wir hatten ,Schembrun’ für das Album. Aber erst als sich der Auftritt ergab, hatten wir die Idee, den Abend ganz Artmann zu widmen, weil das so eine musikalische, rhythmische Sprache ist, die sich sehr gut zum Vertonen eignet.“
Auch ohne Hartmann hat die Grazer Band dieses dritte Album mit zynisch-vieldeutigen und gute Laune versprühenden Dialekt-Songs vollgepackt, die kubanische Einflüsse mit Indie-Rock verbindet und mit dem omnipräsenten Akkordeon krönt.
Entstanden ist das Album während des ersten Lockdown. Und zwar mit einem samstäglichen Jour fixe, für das jeder eine Songidee hochladen musste, die dann in einer Videokonferenz besprochen und weiterentwickelt wurde. Dadurch waren erstmals alle fünf Musiker am Songwriting beteiligt.
Entsprechend breit ist die Themen-Palette: Petritsch macht sich in „Lomari“ über Esoterik-Scharlatane lustig und beschwört in „Summerfieber“ die Freuden eines Italienurlaubs, während Gitarrist Lukacz Custos in „Mei Velo“ sowohl auf seine Liebe zum Fahrrad, als auch auf dessen Bedeutung für die Frauenbewegung eingeht.
Dass sich kürzlich bei der Wahl in ihrer Heimatstadt Elke Kahr von der kommunistischen Partei durchgesetzt hat, begrüßen Granada.
„Ich kenne Elke, und das ist voll verdient“, sagt Petritsch. „Man konnte sie immer anrufen, wenn man sozial benachteiligt war, oder eine Finanzierung für eine Wohnung gebraucht hat. In der Parteizentrale im Volkshaus gibt es zum Beispiel auch Probelokale für Bands. Natürlich hat die KPÖ auf Bundesebene fragwürdige Ziele. Aber auf der kommunalen Ebene stand nicht die Ideologie, sondern der Mensch im Vordergrund. Da wurde immer versucht, eine gerechte Sozialpolitik zu betreiben – also das, was die SPÖ machen sollte. Die sagen zwar ständig, dass sie volksnah sind und gehen ins Bierzelt, um dort für die Kameras anzustoßen und ein bisschen Smalltalk zu machen. Aber wenn jemand etwas gebraucht hat, waren sie nicht erreichbar.“