Maximilian I: Wie der Kaiser seine Ehefrauen kennenlernte
Von Georg Markus
Viel wurde und wird in diesen Tagen über Kaiser Maximilian I. aus Anlass seines 500. Todestages berichtet. Anzumerken wäre noch, wie er als zukünftiger Regent eines riesigen Reiches zu seinen Ehefrauen kam. Der Prinz und spätere Kaiser begab sich auf die Suche nach einer Gemahlin, nicht weil er das dringende Bedürfnis nach Zweisamkeit verspürte, sondern weil das Haus Habsburg andernfalls bankrott gegangen wäre. Maximilian war jedenfalls der erfolgreichste Umsetzer der heute noch beliebten Formel, der zufolge Österreich lieber heiraten als Kriege führen möge.
Eine gute Partie
Wie aber kam man in jenen Tagen des zu Ende gehenden Mittelalters an eine „gute Partie“ heran, die noch dazu aus einer der ersten Familien Europas zu stammen hatte?
Nun, es gab damals einen richtigen Heiratsmarkt, auf dem man junge Damen von königlichem Geblüt besichtigen konnte. Freilich wäre es unter den Reisebedingungen des 15. Jahrhunderts viel zu beschwerlich gewesen, alle in Frage kommenden Bräute persönlich in Augenschein zu nehmen – und die Fotografie war bekanntlich noch lange nicht erfunden.
Maximilian, der später auch als letzter Ritter bekannt wurde, bekam durch einen reitenden Boten eine auf Porzellan gemalte Miniatur überreicht, mit der er sich ein Bild seiner Auserwählten machen konnte. Dafür waren an jedem Hof mit heiratsfähigem Nachwuchs Künstler engagiert, die keine andere Aufgabe hatten, als Porträts der Königstöchter und -söhne anzufertigen.
Es konnte allerdings zu bösen Überraschungen kommen, zumal die Hofmaler den klaren Auftrag hatten, die Kinder ihrer Herrschaft möglichst idealisiert darzustellen. Da wurde manch graue Maus zu einer Schönheit aquarelliert.
Anders bei Maximilian, der durch seinen prunkvollen Lebensstil mehrfach an den Rand des Ruins geraten war. Er konnte mit seiner ersten Gemahlin Maria von Burgund eine glückliche, wenn auch nur fünfjähriger Ehe führen. Sie starb 1482 an einer Fehlgeburt, die sie als Folge eines Jagdunfalls erlitten hatte. Aber dafür erbten die Habsburger jetzt das blühende Burgund, das von Frankreich bis in die Niederlande reichte. Die Heirat hat Österreichs Finanzen nachhaltig gerettet.
Ehefrau Nummer zwei
Wie’s der Zufall wollte, entstammte auch Maximilians Gattin Nr. 2, Bianca Sforza, die er ebenfalls mittels Porzellanmalerei kennengelernt hatte, einem der reichsten Häuser Europas. Und eine Schönheit war sie obendrein – wie der Kaiser bald feststellen konnte.
Es entspricht freilich nicht ganz der Wahrheit, dass der Machtgewinn der Habsburger in erster Linie unblutig verlief. Das Kriegsführen war neben dem Heiraten ein mindestens ebenso wichtiger Teil der österreichischen Expansionspolitik.georg.markus