Lovestory: Der Erzherzog und die Tochter des Postmeisters
Von Georg Markus
Es war eine der wenigen echten großen Liebesgeschichten im Haus Habsburg. Als sich Erzherzog Johann in eine einfache Postmeistertochter verliebte und sie allen Widerständen zum Trotz auch heiratete. Das ist jetzt 200 Jahre her.
Man schreibt den 22. August 1819, als der 37-jährige Erzherzog um den Toplitzsee spaziert und Anna Plochl, der 15-jährigen Postmeistertochter von Bad Aussee, begegnet. Er findet Gefallen an dem Mädchen und sieht es einige Tage später am Schwarzensee wieder. Da fragt er die schöne Ausseerin, „ob ihr Herz schon vergeben“ sei. Als sie verneint, erklärt der Erzherzog ganz schön forsch: „Wenn da niemand Unrecht geschieht, dann seien Sie mir gut“.
Hohe Herren
Bis hierher wär’s eine Lovestory wie viele andere, war es doch in jenen Tagen durchaus üblich, dass hohe Herren sich an Dienstmädchen und Kammerzofen heranmachten. Hier aber nahm der Fall einen ganz anderen Verlauf. Denn der Bruder des regierenden Kaisers Franz I. hielt drei Jahre nach dem Kennenlernen um die Hand der jungen Frau aus dem Volke an.
In Wien ist indes der Teufel los. Staatskanzler Metternich hat seine Spitzel ausgeschickt, um dem „unwürdigen Treiben“ des Erzherzogs Einhalt zu gebieten. „Seine Majestät wünschen eine schleunige, mit aller Umsicht zu erhebende Auskunft über den Postmeister von Aussee und seine Familie“, weist Metternich seine Kundschafter an, da bereits bekannt ist, dass der Erzherzog „mit der Tochter des Postmeisters sich in ein so enges Liebesverhältnis eingelassen hat, dass Höchstderoselber sie zu ehelichen sich beschäftigen“.
Die Hochzeit
„Höchstderoselber“ denkt gar nicht daran, von seiner „Nani“ zu lassen‚ doch muss er noch mehrere Jahre warten, bis sein Bruder, der Kaiser, die Heirat genehmigt. Sie findet am 19. Februar 1829 heimlich in der Kapelle des Brandhofs – Johanns Bauerngut im Mariazeller Land – statt, auf dem „der Brandhofer und seine Hausfrau“, wie sich das Paar jetzt nennt, noch 30 gemeinsame Jahre verbringen werden.
Die zur Gräfin von Meran erhobene Postmeistertochter brachte einen Sohn zur Welt, die Ehe galt als mustergültig und endete mit dem Tod des Erzherzogs im Jahr 1859. Seine Witwe überlebte ihn um 26 Jahre. Der Brandhof ist heute noch im Besitz der Familie Meran.