Chronik/Geschichten mit Geschichte

Attentate: "Führer" kam immer mit dem Schrecken davon

Hunderttausende Menschen, die im Krieg starben oder von den Nazis ermordet wurden, hätten möglicherweise gerettet werden können, wenn einer der rund 40 Anschläge, die auf den „Führer“ geplant waren, gelungen wäre. Doch der hatte immer wieder unglaubliches Glück, manchmal ging es nur um Minuten, die das Leben des Massenmörders sicherten. Hier werden die wichtigsten (und bestdokumentierten) genannt:

November 1921 Bei einer Saalschlacht werden infolge einer hetzerischen Rede gezielt mehrere Pistolenschüsse auf Hitler abgegeben, der unverletzt bleibt. Der Täter entkommt unerkannt.

Jänner 1923 Im Berliner Hotel Kaiserhof wird das Essen an Hitlers Tisch vergiftet. Alle überleben, die Täter bleiben unbekannt.

1923 In Tübingen wird auf Hitler geschossen.

15. März 1932 Unbekannte Täter feuern Schüsse auf den Zug MünchenWeimar, in dem Hitler vermutet wird.

9. Februar 1933 Der „Führer“ erhält vom deutschen Ex-Kommunisten Ludwig Aßner einen Brief, der eine giftige Substanz beinhaltet. Hitler wird rechtzeitig gewarnt.

4. März 1933 Kommunisten planen in Königsberg einen Sprengstoffanschlag, werden aber verraten und festgenommen.

1933 Unbekannte schießen auf den Wagen des „Führers“. Die Täter entkommen. Niemand wird verletzt.

21. März 1933 Unbekannte bauen in Potsdam einen Tunnel, von dem aus Hitler in die Luft gesprengt werden soll. Der Tunnel wird entdeckt.

1934 Dr. Helmuth Mylius plant mit anderen Oppositionellen einen Anschlag in Berlin. Die Gruppe wird vor der Ausführung verhaftet.

Mai 1935 Die „Gruppe Markwitz“ will Hitler töten, wird jedoch von der Gestapo erkannt und verhaftet. Alle Mitglieder werden hingerichtet.

1937 Ein Unbekannter postiert eine Bombe an der Rednertribüne im Berliner Sportpalast. Der Anschlag misslingt.

26. November 1937 Einem Mann gelingt es, mit geladener Pistole bis vor Hitlers Arbeitszimmer in der Reichskanzlei vorzudringen. Er wird abgefangen und festgenommen. Sein Schicksal ist ungewiss.

Dezember 1937 Der Student Helmut Hirsch wird hingerichtet, weil er ein Sprengstoffattentat auf Hitler geplant haben soll.

28. September 1938 Hitler soll durch einen Stoßtrupp unter der Führung von Major Friedrich Heinz und Korvettenkapitän Franz Liedig erschossen werden. Der Plan wird verworfen.

9. November 1938 Der Schweizer Student Maurice Bavaud will Hitler in München erschießen, kommt aber nicht nahe genug an ihn heran.

1938–1940 Geheimdienstchef Wilhelm Canaris befürwortet Umsturzpläne, lehnt aber ein Attentat auf Hitler ab. Er wird im April 1945 hingerichtet.

10. September 1939 General Kurt von Hammerstein-Equord teilt General Ludwig Beck mit, dass es beim Besuch Hitlers bei der Heeresgruppe A zu einem „tragischen Unfall“ kommen werde. Hitlers Besuch wird abgesagt.

8. November 1939 Zwei Monate nach dem Überfall deutscher Truppen auf Polen scheitert das Bombenattentat des Tischlers Georg Elser im Münchner Bürgerbräukeller, da Hitler das Lokal früher als geplant verlässt. Zwei Personen werden getötet, 63 verletzt. Elser wird am 9. April 1945 hingerichtet.

11. November 1939 Der Diplomat Erich Kordt will sich mit Hitler in der Reichskanzlei in die Luft sprengen. Als Folge des Elser-Attentats wurden aber die Sicherheitsvorkehrungen verschärft, sodass der Versuch misslingt.

27. Juni 1940 In Paris ist eine Wehrmachtsparade geplant, während der Fritz von der Schulenburg und Eugen Gerstenmaier Hitler erschießen sollen. Die Parade findet nicht statt.

21. Mai 1941 Auch der zweite Versuch, Hitler in Paris zu töten, scheitert daran, dass der „Führer“ seinen Besuch unerwartet absagt.

1942 Sowjetische Flugzeuge beschießen Hitlers „Focke-Wulf 200“ bei einem Frontbesuch. Der „Führer“ entkommt unversehrt.

13. März 1943 Oberst Henning von Tresckow schmiedet einen mehrstufigen Plan, den Diktator zu liquidieren. „Deutschland und die Welt von dem größten Verbrecher der Weltgeschichte zu befreien, ist den Tod einiger weniger Unschuldiger wert“, erklärt von Tresckow, Auch seine Attentatspläne sind zum Scheitern verurteilt.

1943 Mehrere Offiziere wollen einen Frontbesuch nützen, um Hitler zu töten. Der sagt den Besuch im letzten Moment ab.

21. März 1943 Bei einer Ausstellungseröffnung in Berlin will sich der Offizier Rudolf von Gersdorff mit Hitler und anderen Nazigrößen in die Luft sprengen. Hitler verlässt das Gebäude vorzeitig.

16. Dezember 1943 Hauptmann Axel von dem Bussche plant, Hitler bei einer Uniformvorführung mit einer Handgranate zu töten. Die Vorführung wird kurzfristig abgesagt.

11. März 1944 Hauptmann Eberhard von Breitenbuch, der General Busch auf den Berghof begleitet, plant, Hitler dort zu erschießen. Er wird als einfacher Ordonnanzoffizier nicht eingelassen.

1944 Der britische Agent Eddie Chapman plant einen Selbstmordanschlag auf Hitler, wird aber vom Geheimdienst MI5 davon abgehalten.

20. Juli 1944 Oberst Claus Schenk Graf Stauffenberg, seit 1943 an der Spitze des deutschen Widerstandes, verübt – nach mehreren misslungenen Attentatsversuchen – in einer Baracke des Führerhauptquartiers Wolfsschanze einen Bombenanschlag. Hitler befindet sich in einem Nebengebäude und wird nur leicht verletzt. Stauffenberg wird standrechtlich erschossen.

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Waren die Attentäter Helden oder Verbrecher? Sie waren natürlich Helden, viele von ihnen wurden posthum als Widerstandskämpfer geehrt. „Die katholische Kirche erkennt den Tyrannenmord an, wenn eine schwere Verletzung des Gemeinwohls und der Menschenrechte vorliegt“, erklärt der Wiener Moraltheologe Gunter Prüller-Jagenteufel, „Das gilt im Fall eines Massenmörders wie Hitler auch dann, wenn es als letztes Mittel keinen anderen Ausweg als die Tötung gibt.“

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