Kultur

Gegen die Boulevardisierung der Kunst

Beim Festkonzert widmeten sich Dirigent Nikolaus Harnoncourt, der Concentus Musicus, der Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde sowie die Solisten Roberta Invernizzi, Werner Güra und Gerald Finley Händels "Timotheus oder Die Gewalt der Musik". Mitsingendes Publikum inklusive.

Mahnende Lobrede

Nicht weniger bedeutend war jedoch der Festakt zuvor. Bundespräsident Heinz Fischer, Ministerin Claudia Schmied und Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny – sie alle stellten sich als Gratulanten und Freunde der Gesellschaft der Musikfreunde ein. Intendant Thomas Angyan gewährte vor einem illustren Publikum Einblicke in die Historie; ehe Wiens Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst als mahnender Festredner am Wort war.

Was Welser-Möst zu sagen hatte, hat durchaus kulturpolitisches Gewicht. Denn der Maestro sprach sich sehr deutlich gegen die "Boulevardisierung der Kunst" aus. Eine "reine Verbreiterung und Abbildung der Kunst" beziehungsweise ihrer Schaffenden in Hochglanzmagazinen sei nicht zielführend. Vielmehr gehe es darum, auch etwas Neues zu schaffen. Dieses Neue und die dafür nötige Kreativität könne aber nur dort entstehen, wo "keine Selbstzufriedenheit" herrsche, so Welser-Möst.

Der immer häufigere Drang zur Eventkultur beschleunige nur den Erosionsprozess der Kunst. Die Kunst selbst müsse für alle zugänglich sein, dürfe aber (sinngemäß) nicht zu zur Massenabfertigung verkommen.

"Wir müssen uns generell fragen, wohin die Reise geht", meinte Welser-Möst, der auch die Politik in die Pflicht nahm und den einen oder anderen Ausflug in die Kulturgeschichte unternahm. Mahnende Worte, die auch nach dem bejubelten Festkonzert im Gedächtnis blieben.