Wanda live: Gänsehaut pur beim grandiosen Heimspiel
„Wir sind besser. Und ihr seid besser!“ Wanda-Sänger Marco hat mit seiner Einschätzung recht. Er steht auf der Bühne der Wiener Stadthalle, zum zweiten Mal in seinem Leben, und rund um ihm toben 14.500 begeisterte Anhänger. Und das schon seit einer Stunde.
Zu Beginn der Show, gleich nach dem Opener mit „ Bologna“, mit dem Wanda 2014 der große Durchbruch auch in Deutschland und der Schweiz gelang, fiel Marco zu diesem Massenzuspruch nicht viel ein. Aber seither ist ganz klar geworden: Das hier ist ein Triumphzug, der die Begeisterung von Wandas Stadthallen-Debüt im Jahr 2016 tief in den Schatten stellt.
Das erste, was es diesmal besser macht: Die Band ist nicht mehr so angespannt, wie bei der damals neuen Situation. So kann heute ganz das unbeschwerte Genießen des Moments im Vordergrund stehen.
Der zweite große Pluspunkt: Wanda haben mit dem dritten Album „Niente“ Songs dazu bekommen, die nachdenklicher sind, auch mal mit akustischen Gitarren oder dem Klavier begleitet werden, und in den Melodien noch markanter sind, als die früheren Hits.
Zelebrieren
Das macht das Programm abwechslungsreicher und bewegter in der Dynamik. Das Publikum dankt es der Band mit einer Begeisterung, die sich - auch wegen der neuen Songs - schnell in überschäumende Euphorie steigert.
Marco, der sich „beim Würfelpoker“ (ernsthaft?) den Arm gebrochen hat, dirigiert die Fans mit dem kleinen Finger. Sie singen und brüllen, jubeln und hüpfen und denken keine Sekunde daran, einfach nur zuzuhören. Nein, diese Hymnen, die so raffiniert und lässig die Wiener Volksseele porträtieren, sind längst Allgemeingut. Das muss man gemeinsam zelebrieren. Und mit einem derart animierten Publikum wird auch die Band immer noch besser. Auch der Sound, der anfangs nicht optimal war, gibt jetzt – rechtzeitig- zum ersten Höhepunkt mit „Meine beiden Schwestern“ – Feinheiten in der Instrumentierung preis. Bei „Ich will Schnaps“ gibt es ein anfangs bluesiges Zwischenspiel, das sich furios steigert. Und ab „Ein letztes Wienerlied“ und dem fulminanten "Ich sterbe", bei dem Wanda von einem Streichquartett unterstützt werden und Marco brilliert, hört die Gänsehaut ohenhin nicht mehr zu kribbeln auf.
So schön ist das alles, dass keiner aufhören will. „1, 2, 3, 4“ wird mit (und wegen) des enthusiastischen Publikums-Einsatzes auf fast zehn Minuten ausgedehnt. Drei ungeplante Zugaben hängen Wanda dann noch dran, wollen sichtlich nicht von der Bühne gehen.
Als sie es doch tun, bleibt nur eine Frage: Wie können diese Wanda-Songs, durch die so viele kaputte, sehnsüchtige Seelen taumeln, so erhebend sein?