Marika Reichhold spielt als "Putzfrau" an fünf Abenden Shakespear-Stücke und den "Jedermann" im Wiener Kosmos-Theater
Weg von der Hoch- und hin zur Volkskultur bringt Marika Reichhold ihre Shakespeare-Stücke. Ihr Erfolgsrezept: Sie nimmt Passagen des Originals und übersetzt sie in leicht verständliche, alltagstaugliche Mundart. Als putzende Frau Franzi poliert sie dabei oft erst Türen, Geländer und Bretter, bevor sie auf eben diesen in verschiedenste Rollen schlüpft.
Nach „Romeo und Julia“ und „Mägbess“ nimmt sie sich zuletzt auch „Hamlet“ vor. Dabei wechselt sie von einer Sekunde auf die andere die Rollen - mal ist sie Hamlet, dann wieder seine Geliebte Ophelia, oder seine nervende Mutter, der mörderische Onkel Claudius, des Vaters Geist, Ophelias Vater Polonius... Mörderische Intrigen, erotische Annäherungen, abrupte Zurückweisungen und Hamlets Verfall in den Wahnsinn erledigt Frau Franzi sozusagen in einem Aufwaschen.
Sie putzt den oft überhöhten Gestalten ihren scheinbaren Glanz weg. Den einen nennt sie in einer Passage einfach einen Hallodri, den dänischen Prinzen einen „intellektuellen Zumpferlwutzler“, der Ophelia hinhält, indem er sich wieder mal nach Wittenberg zum ewigen Studentendasein aufmacht. In anderen Zeiten, so Frau Franzi, „hätt eam längst a Wolf an Haxn abbissen, wann er so über Sein oder nicht Sein sinnierend da liegt...“
Ihre Begeisterung für Shakespeare baut sie in eine kurze und doch so vielschichtige Szene ein, nennt ihn den Erfinder des „rex verborum“, des Masterwortes, um das häufig sehr verschieden eingesetzte "Oh" des Meisters in einer halben Dutzend Variationen zu demonstrieren.
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