Frankreich soll Kunst an Ex-Kolonien zurückgeben
Ein vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Auftrag gegebener Bericht, der am Freitag offiziell veröffentlicht wird, könnte eine Revolution im Umgang mit Kunst aus ehemaligen Kolonialstaaten einläuten. Denn er empfiehlt die permanente Rückgabe all jener Kulturgüter, die „durch Gewalt“ oder durch einen Erwerb „unter ungerechten Umständen“ in französischen Besitz gekommen sind. Das berichten Medien, die den Bericht vorab lesen konnten.
Die Autoren Bénédicte Savoy und Felwine Sarr erteilen demnach auch dem Modell temporärer Leihgaben von Objekten wie den „Benin-Bronzen“, von denen einige auch im Weltmuseum Wien lagern, eine Absage. Statt dessen empfehlen sie ein dreistufiges Modell, in dem einige Objekte sofort, und weitere auf Anfrage innerhalb der nächsten fünf Jahre retourniert werden sollen; weitere Restitutionsansuchen sollen danach ohne Zeitlimit möglich sein.
Es gehe dabei nicht darum, französische Museen zu entleeren, um afrikanische zu füllen, betonte Savoy - das Ziel sei vielmehr die "Herstellung einer Balance in der Geografie des afrikanischen Kulturerbes." Derzeit würden 90 bis 95 Prozent aller afrikanischen Kulturgüter in Museen außerhalb Afrikas aufbewahrt; allein Frankreich halte rund 90.000 Objekte aus Subsahara-Afrika, rund 70.000 im Musée du quai Branly in Paris.
Noch ist unklar, ob Macron den Ratschlägen folgt. Für Sprengstoff sorgt der Bericht in jedem Fall, nicht zuletzt in Museen wie dem Berliner Humboldt Forum oder dem British Museum, die große Bestände aus ehemaligen Kolonien horten.