Finale der Styriarte: Die rätselhafte Jungfrau im Musikpanorama
Von Helmut Christian Mayer
Sie inspirierte Dichter und Tonschöpfer zu zahlreichen Werken. Aber sie ist bis heute ein Rätsel geblieben, denn sie kam aus dem Nichts, war gottgläubig, besiegte die Engländer, wurde verraten und hingerichtet: Johanna, genannt die Jungfrau von Orleans.
Jordi Savall versucht diese Geheimnisse zu lüften und erzählt ihre Geschichte in einem eigens zusammengestellten Musikpanorama – speziell für den Film „Jeanne La Purcell“ von Jaques Rivette aus 1993 kreiert zum Finale der der Styriarte, wo er schon seit Jahren Stammgast ist. Dazu kommen ausgewählte, historische Texte aus dem Hundertjährigen Krieg. Beleuchtet wurden in diesem Epos einer Visionärin alle Stationen ihres Lebens, von der Geburt, über die Schlachten bis zur Hinrichtung am Scheiterhaufen in Rouen und dem Rehabilitationsprozess.
Unterlegt wurde dies mit Musik aus dem 15. Jahrhundert von Guillaume Dufay, von dem besonders die Hymne „Te Deum laudamus“ wegen erlesener Schönheit besonders gefiel, Johannes Vincenet, Josquìn Deprez, Jean Beaupère, Johannes Cornago und auch von anonymen Tonschöpfern.
Mit klarer und eindringlicher Diktion vermochten Yvonne Klamant als Jeanne D’Arc sowie Matthias Ohner und Christoph Steiner als Erzähler und in weiteren Rollen zu überzeugen. Das gesprochene Wort war jedoch im Verhältnis zur musikalischen Darbietung etwas überrepräsentiert.
Diese war freilich erlesen: Mit großer Tonreinheit und völlig vibratofrei vereinten sich die Gesänge in der recht nüchternen Helmut List Halle zu wunderbarer Homogenität. Die sechs Vokalisten von La Capella Reial de Catalunya, die auch mit Soli glänzten, wussten gemeinsam mit den 13 Instrumentalisten von Hespèrion XXI auf historischen Instrumenten stilsicher und klangschön zu musizieren. Beide wurden von deren Gründer, dem selbst auf der Fidel mitspielenden Jordi Savall, der katalanischen Ikone der Alten Musik, umsichtig und einfühlsam geleitet. Viel Applaus!