Filmkritik zu "The Quiet Girl": Ein Sommer bei Verwandten
Von Alexandra Seibel
Wenn ein Kind von seiner Familie zu fremden Verwandten abgeschoben wird, ist das meist der Beginn einer tragischen Geschichte. Nicht so in „The Quiet Girl“ von Colm Bairéad, einem stillen Spielfilmdebüt in irisch-gälischer Sprache.
Die neunjährige Caít wächst im ländlichen Irland Anfang der 1980er-Jahre auf. Dort weht ein rauer Wind: Die verarmte Familie mit den vielen Kindern wird von einem latent gewalttätigen Vater dominiert. Als die Mutter wieder schwanger wird, schicken die Eltern Caít für einen Sommer zu einem verwandten Ehepaar. Seán und seine Eibhlín nehmen Caít liebevoll auf und bringen das schweigsame und vernachlässigte Mädchen durch ihre freundliche Aufmerksamkeit zum Erblühen. In schlichten, sanften Bildern, die manchmal zum Pittoresken neigen, beobachtet Colm Bairéad einfache Alltagsrituale und deren stabilisierende Wirkung. Am Ende des Sommers hat Caít eine Ahnung davon, wie eine glückliche Version ihres Lebens aussehen könnte.
INFO: IRL 2022. 95 Min. Von Colm Bairéad. Mit Catherine Clinch, Carrie Crowley, Andrew Bennett.