Filmkritik zu "Die Unglaublichen 2": Superheld an der Herdfront
Von Alexandra Seibel
Manchmal sind diejenigen die größten Superhelden, die zu Hause bleiben. Die nicht die ganze Welt retten, sondern mit dem Sohn fade Mathematik lernen, das quietschvergnügte Baby schlafen legen und sich vor der pubertierenden Teenager-Tochter blamieren.
Ausgerechnet ein profilierter Actionheld wie Mr. Incredible wird der Erfahrung des überforderten Alleinerziehers ausgesetzt: Während seine Frau Elastigirl den ramponierten Ruf der Superhelden mit Heldentaten veredelt, bleibt er als Vollzeit-Vater mit drei Kindern zu Hause.
„Incredibles“-Erfinder Brad Bird, auch verantwortlich für Pixar-Hits wie „Ratatouille“ und Live-Action mit Tom Cruise wie „Mission Impossible: The Phantom Protocol“, treibt die Fortsetzung seines Erfolgshits weiter in die Superhelden-Nostalgie hinein. In schwarz-rot-gelbem Sixties-Look und viel visuellem Witz stößt Bird mit seinem rundum flott erzählten Familien-Abenteuer nach. In direktem Anschluss an den Vorgängerfilm von 2004 stellt sich die gesamte Superhelden-Familie (inkognito: Familie Parr) einem gefährlichen „Tunnelgräber“ entgegen, der mit Riesenbohrer die Stadt aufwühlt. Die Aktion geht schief und die Unglaublichen werden zur Rede gestellt. Superhelden sind immer noch illegal. Und, eigentlich recht vernünftig: „Überlassen Sie die Verbrecherjagd der Polizei.“
Ein tristes Leben als Normalo-Bürger bahnt sich an. Deprimiert hocken die verkappten Weltenretter um den kargen Familientisch eines heruntergekommenen Motels. Doch gerade, als sich alle von den Superhelden abzuwenden scheinen, treten überraschend neue Mentoren auf. Ein reiches Geschwister-Paar plant eine Medienkampagne, um die Superhelden wieder legal zu machen.
Elastigirl – und nicht Mr. Incredible – soll als heroische Frontfrau positive Imagepflege betreiben und einen Hacker namens Screenslaver schnappen.
Fernbedienung
Natürlich spielen sich die rasanten Einsätze von Elastigirl und ihren dehnbaren Gliedmaßen auf höchstem Action-Niveau beflügelter Computeranimation ab.
So richtig lustig zum Zusehen aber gestaltet sich das Leben an der Herdfront. Mr. Incredible scheitert an den einfachsten Hausübungen, legt einen Deckel über das Gitterbett, um das Baby Jack-Jack in Schach zu halten, und schläft beim Vorlesen selbst als Erster ein. Außerdem erweisen sich die erwachenden Superhelden-Kräfte des Kleinkindes als schwer zu bändigen und bedürfen einer...äh... Fernbedienung.
Die Welt in den „ Unglaublichen“ sehnt sich nach Superhelden, und im Kino gibt es davon bereits mehr als genug. Aber wie wär’s mit mehr Vätern, die zu Hause bleiben und dort ihre Superkräfte entfalten?
INFO: USA 2018. 118 Min. Von Brad Bird. Mit den Stimmen von Markus Maria Profitlich, Emilie Schüle.