Kultur

Filmkritik zu "Catch Me!": Hab’ dich!

Jedes Kind kennt das Spiel, das man Fangen nennt. Der Fänger läuft hinter den anderen Mitspielern her und schlägt dann mit dem Schrei „Hab’ dich!“ auf irgendeine Körperstelle des Gejagten. Daraufhin wird der Gefangene („Du bist’s!“) zum Fänger.

Zumeist beschränkt sich dieses Kinderspiel auf – wie schon der Name andeutet – Kinder. Allerdings begab es sich im Wunderland Amerika, dass eine Gruppe von fünf Männern ihr allseits beliebtes Kinderspiel bis ins Erwachsenenalter weiter spielte, und zwar immer im Monat Mai. Jeden Mai versuchen sie, wechselseitig aus dem Hinterhalt übereinander herzufallen und den anderen zu fangen.

So sind manche Gelegenheiten günstiger als andere. Wer gerade am offenen Grab seines Vaters steht, die Geburt seines Kindes erwartet oder Sex hat, passt vielleicht gerade nicht so gut auf – und plötzlich steht ein Freund hinter ihm, klopft ihm brüderlich auf die Schulter und flüstert: „Du bist’s!“

Alles nachzulesen in einem Artikel des Wall Street Journal.

Was nach originellem Stoff für eine bizarre Doku schreit, endete als „Geht so“-Komödie im breiten Mainstream des Unterhaltungskinos. Dass man trotzdem dabei bleiben mag, wenn sich erwachsene Menschen Verfolgungsjagden im Golfmobil liefern oder am kalten Buffet balgen, liegt vor allem an einem beseelten Ensemble.

Die Männergruppe (plus einer Frau, der herrlich rabiaten Isla Fisher) ist bestens besetzt, mit Paradekomödianten wie dem lustigen Ed Helms als Hoagie oder einem pikierten Feschak wie Jon Hamm aus „Madman“, der mit gefurchter Stirn seine erotischen Felle davonschwimmen sieht.

Wie weit die Herren bereit sind, ihr Fangerl-Spiel zu treiben, wird gleich zu Beginn klar: Jon Hamm als schicker Firmenchef Bob gibt gerade einer Dame vom Wall Street Journal ein Interview, als plötzlich der Hausmeister zur Tür hereinfällt. Es stellt sich heraus, dass die Putzkraft der verkleidete Hoagie ist und Bob mit einem „Hab’ dich“ überrascht. Die Reporterin ist so verblüfft, dass sie ihr ursprüngliches Thema fallen lässt und stattdessen einen Artikel über das Männerspiel schreibt (Im wirklichen Leben verlief es angeblich genau so.)

Gipsarm

Einmal zusammengetrommelt, versuchen die vier Freunde, den fünften der Runde – Jerry – zu fangen. Jerry konnte bis jetzt immer entkommen: Noch nie war er der Fänger. Doch nun, während seiner geplanten Hochzeit im Mai, wollen ihm die anderen den berühmten Schlag versetzen.

Jeremy Renner als Jerry brach sich gleich zu Beginn der Dreharbeiten beide Arme, wodurch diese mit Computer-Effekten ersetzt werden mussten. Das hielt ihn aber nicht davon ab, in bester Action-Manier die vier anderen Mitspieler mit abwegigen Kampfsport-Moves hinters Licht zu führen.

Beschwingte Wortgefechte variieren mit angestrengtem Slapstick in Zeitlupe. Rasant lustig wird es selten, meistens bleibt es gerade mal amüsant. Für komödiantische Höhenflüge hätte man die Dialoge nachschärfen und den (visuellen) Einfallsreichtum steigern müssen. Dass dem einzigen Action-Helden in Wirklichkeit zwei Gipsarme vom Körper baumelten, ist vielleicht der beste Witz.

INFO: USA 2018. 100 Min. Von Jeff Tomsic. Mit Ed Helms, Jon Hamm, Jeremy Renner, Isla Fisher.

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