Falco: Eine neue Generation entdeckt den Weltstar aus Wien
Von Georg Leyrer
- Falco, Österreichs größter internationaler Popstar dank "Rock me Amadeus", wäre heuer 60 Jahre alt geworden.
- 17 heimische und internationale junge Musiker widmen sich aus diesem Anlass bei der Red Bull Music Academy in Schloss Pellendorf der Musik Falcos - und geben dieser ein zeitgemäßes Remix-Gewand.
- Der KURIER hat sie bei der Arbeit besucht - mit Falco-Entdecker Markus Spiegel, der schon bei der Entstehung vieler der nunmehr remixten Original-Songs dabei war.
Im ehemaligen Bedienstetentrakt von Schloss Pellendorf entstehen gerade drei neue Versionen von Falcos "Rock me Amadeus", und das, obwohl es mucksmäuschenstill ist.
Musik wird heute am Laptop gebastelt und im Kopfhörer testgehört. Kopf nickend sitzend also drei junge österreichische Musiker – Motsa und das Duo Ogris Debris – hinter ihren Laptops; über die Schirme flimmern jene bunten Linien, die im Musikbearbeitungsprogramm für die Tracks, Beats und Instrumente stehen. Daniel von Ogris Debris steht auf, schnappt sich den Kopfhörer von Motsa, hört kurz rein – und lacht. Falco ist in vielen der Remixe in hochmodernes Musikgewand gekleidet – und so kaum wiederzuerkennen.
Ein KURIER-Besuch in Pellendorf zeigt: In diesem generationenübergreifenden Remix-Projekt muss sich der Falke schon ordentlich anhalten. Unter den Fingern von Mirac und der aus Taiwan stammenden Rayray wird "Nie mehr Schule" zum wild brummenden Dubstep-Gewitter; Falco-Entdecker und KURIER-Autor Markus Spiegel (siehe unten) liefert Kontext:
Mavi Phoenix und Alex the Flipper wiederum widmen sich, hinter verschlossenen Fensterläden und vor goldumrahmten Bildern sowie einem kleinen Heizstrahler sitzend, dem "Kommissar" (1981), knapp eineinhalb Jahrzehnte aufgenommen, bevor die Linzerin Mavi Phoenix auf die Welt kam.
"Am letzten Schultag haben wir ,Nie mehr Schule‘ gesungen", sagt Mirac. So richtig gehört, so sagen viele der jungen Musiker, haben sie Falco aber eigentlich nicht: Aber "vor allem das erste Alben trifft den Zeitgeist wieder", sagt Mavi Phoenix. "Das ist so out, dass es schon wieder in ist", ergänzt Alex the Flipper – und lacht.
Remixen, um zu leben
Der musikalische Einfluss Falcos auf andere heimische Acts war wohl nie überragend – zu einzigartig und in sich geschlossen war das Image und der Sound des Kurzzeit-Weltstars aus Wien.
Überschattet von den Hits Falcos, findet sich aber auch viel für heutige Musiker lohnendes Material: "Die Punk-Attitüde, die er von Drahdiwaberl gehabt hat", sei in manchen der frühen Tracks zu spüren, sagt Gregor, etwa im "schrägen Zeug" auf "Einzelhaft". "Mehr als in den späteren Produktionen, die Richtung Pop gehen. Und wo er vielleicht auch darunter gelitten hat, sich in ein Korsett einfügen zu müssen und die Rolle weiterzuspielen. Und nicht so extrem sein zu können, wie er wollte."
Spiegelvision: Der größte Feind Falcos war er selbst
(von Markus Spiegel)
Fragt man junge Musiker über ihre Meinung zum einzigen österreichischen Popkünstler, der auch Nummer 1 in den amerikanischen Billboard-Charts wurde, so reicht die Spannweite von „arroganter Chauvinist“ bis „cooler Typ“. Und beides stimmt!
Auch Analogien zum Figurenpaar „Jekyll & Hyde“ sind zutreffend, weil sie mit dem Leben des Hans Hölzels eng verbunden sind. Kokain, die Modedroge der 80er-Jahre, war eigentlich nicht sein Problem, sondern Jack Daniels & Freunde. Einerseits war Hans im nüchternen Zustand ein äußerst liebenswürdiger, charmanter und sensibler Mensch, andrerseits ein schier unausstehlicher, aggressiver und wutbesessener Typ. Dem Sturztrinker war die Flasche oft der einzige Freund.
Nun, wie kam das?
Die Karriere eines Musikers verläuft im Normalfall progredient. Falco hat bereits zum Beginn seiner Karriere den Siebentausender-Gipfel bestiegen. Zum Olymp kam er aber nicht, da hätte er zwingend den amerikanischen Markt bedienen und folglich seinen Wohnsitz verlegen müssen.
Toleranz und Geduld waren nie seins.
Gigantisch hohe Lizenzvorschüsse schmeichelten natürlich seinem Selbstverständnis. Die damit verbindlichen Abgabedaten erzeugten allerdings schon seit Beginn seiner Karriere immensen Druck.
Noch dazu wollte er den Kommerz und das Feuilleton, wie einer seiner Vorbilder David Bowie, bedienen.
Mit den ersten zwei Alben „Einzelhaft“ und „Junge Römer“, die ihrer Zeit weit voraus waren, schaffte er diese „eingesprungene Sitzpirouette“ perfekt. Mit „Falco 3“ bediente er die Erwartungen seiner Fans.
Danach war vorerst Sendepause. Bei der Realitätsverweigerung half Jack Daniels.
Der größte Feind Falcos war er selbst, suizidäre Exzesse an der Tagesordnung. Sein kluger Manager Horst Bork, sein Bandleader Thomas Rabitsch und ich waren dagegen machtlos.
Der beste Beweis, welch phänomenaler Popkünstler Falco war, liefern dieser Tage junge nationale und internationale Bands der Red Bull Music Academy, die sein Werk für sich adaptieren. Anzukündigen sind erstaunliche Überraschungen, über die sich der geniale Falco wohl am allermeisten gefreut hätte.
Eine Woche für Falco: "Junge Römer" live
- Heute, Donnerstag, startet der öffentliche Teil der „Woche für Falco“ unter dem Motto „Junge Römer“. Den Auftakt macht eine Lesung in Kooperation mit dem KURIER: Mavie Hörbiger und Philipp Hauß lesen Songtexte von Falco. Um 22 Uhr startet dann im U4 das Musikprogramm: U.a. Modeselektor, Minisex und Patrick Pulsinger spielen im U4 zu Falcos Ehren.
- Am Freitag gibt es in der „Fledermaus“ eine „Falco Gedenknacht“, in der Grelle Forelle sind u.a. Carl Craig, Peter Kruder und Mavi Phoenix zu erleben.
- Am Samstag treten im Casino Baumgarten u.a. der Nino aus Wien und Ernst Molden auf, in der Fluc Wanne gibt’s Just Blaze.
- Das Finale am Sonntag bestreitet Yung Hurn im WUK.
- Karten und Info: redbull.com/rbma