Kultur

Ex-Ö1-Chef kritisiert verschleppte Bestellung von Senderleitung

Eigentlich hätte der Ö1-Chef schon im Juni feststehen sollen. Genauer gesagt: Er oder sie hätte von ORF-Chef Alexander Wrabetz, der für solche Personalentscheidungen zuständig ist, ernannt werden sollen. Doch seit Radiodirektor Karl Amon schon im Mai mit der scheinbaren Vollzugsmeldung vorpreschte, Literaturchef Peter Klein werde den Job bekommen, hakt der Prozess gewaltig. Vorwürfe, Amon habe das Hearing beeinflusst, wurden laut, die Redakteure sprachen sich außerdem für Personalchefin Ulrike Wüstenhagen aus. Seit der Fall auf dem Tisch des Generals liegt, herrscht wieder Funkstille. Wrabetz kündigte dem Stiftungsrat eine Entscheidung im Juli an.

Für den früheren Ö1-Chef Alfred Treiber, der 2010 in Pension ging (seine direkte Nachfolgerin Bettina Roither zog sich mit März 2014 zurück), ist das Gezerre um den Posten nichts anderes als eine Intrige, wie er im Gespräch mit dem KURIER sagte. "Ich muss annehmen, dass jemand, der beim Hearing nicht zum Zug gekommen ist, die Sache über einen willfährigen Schulungsbeirat an die Öffentlichkeit gebracht hat." Das Gremium hatte dem ORF-Generaldirektor rechtliche Sanktionen geraten, weil Amon das Hearing beeinflusst habe. "Eine professionelle Nachbesetzung der Ö1-Leitung scheint einfach nicht möglich zu sein", klagt Treiber. "Leute wie mich, denen es immer um Professionalität gegangen ist, ärgert dieser ewige Eiertanz besonders." Das liege am nach wie vor unverhohlen ausgeübten politischen Einfluss auf den ORF bei Personalentscheidungen, wie an hausgemachten Problemen, nämlich "die von Selbstüberschätzung, Wichtigtuerei und Missverständnissen gekennzeichneten Querelen im Haus", so Treiber.

Er macht übrigens auch kein Hehl daraus, dass er seinen Einfluss für Klein geltend macht. Schließlich sei der Job kein administrativer, sondern ein gestaltender.