Kultur

Ernüchternd: Fotoserie vom Alpenrausch im Großraumstadl

Lois Hechenblaikner trägt seine Heimat eigentlich schon im Namen. Looois Hechenblaik(ch)ner – das ist doch der Klang saftiger Almwiesen, schneeverwehter Heustadl, glänzender Berge. Richtig, der Fotokünstler kommt aus dem "schönen Land Tirol."

Die Verbundenheit zu seiner Heimat ist auch in Hechenblaikners Arbeit allgegenwärtig. Über einen Zeitraum von neun Jahren hat der Fotokünstler, geboren 1958 und jahrelang als Reisefotograf in Asien unterwegs, die "degenerativen Auswirkungen des Massentourismus" auf die Region dokumentiert.

Unkulturgut Après Ski

Tirolerhut und Oakley-Brille, DJ Ötzi und Jägermeister, wer die Alpenidylle in den Après-Ski-geeichten Hochburgen Tirols sucht, wird am einfachsten auf den Plakaten der Touristenverbände fündig. "Wir sind Getriebene geworden. Getriebene einer Vergnügungsindustrie, mit der schwer Schritt zu halten ist, wenn man sich auf sie einlässt", beschrieb Hechenblaikner jüngst auf Spiegel Online die Auswirkungen des Massentourismus auf die Einheimischen.

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"Thomas Bernhard mit Kamera"

Wo es "am schlimmsten" ist, möchte er nicht aber sagen, erklärt uns Hechenblaikner via Email. "Weil ich nicht der geographische Scharfrichter des Epizentrums alpintouristischer Degenerationsprozesse sein möchte". Ihm gehe es darum "die Entwicklungen kultureller Deyhdrationsprozesse" aufzeigen. Eine genaue Verortung brauche es dafür nicht. "Es ist doch schon schlimm genug, dass das in Österreich stattfindet."

Drastische Worte, denen Hechenblaikners Bilder, um nichts nachstehen. Anhand von Bildpaaren, die er in seinen Fotobuch "Hinter den Bergen" (Steidl Verlag) gegenüberstellt, zeigt der Tiroler Fotokünstler, wie der Tourismus das Gesicht der Ortschaften verändert hat. "

Ein Partygast in Trachtenstutzen und einer Magnum-Flasche Sekt trifft so auf das unscheinbare Schwarzweiß-Bild eines Handwerkers - zwei analoge Szenen, dazwischen lediglich zwei Generationen und rund 45 Millionen Nächtigungen im Jahr (Zahl für 2012/13). Thomas Bernhard mit Kamera" haben ihn die Salzburger Nachrichten deshalb genannt. Hechenblaikner zeigt, worüber man in Tirol nicht gerne spricht.

Keine Nostalgie

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Die Ausgangsbasis für die Bilderpaare liefern die Schwarzweiß-Aufnahmen von Armin Kniely. Die frühesten Aufnahmen des Agraringenieurs stammen aus den 1930er-Jahren, die letzten aus den 60ern. Hechenblaikner kaufte die Sammlung und stellte den Bildern jeweils eine aktuelle Entsprechung gegenüber. Unkommentiert, auf dem Punkt und so bitterböse, dass ein Gefühl von Nostalgie gar nicht erst aufkommen kann. Dass "früher alles besser" gewesen wäre, kommt einem gar nicht erst in den Sinn. Nur, wie schlimm es jetzt gerade ist.