Kultur

Stadtplaner, Geister und Nebenerwerbsdomina

Das Premierenpublikum wollte sich gar nicht mehr einkriegen: Jedes Lied wurde beklatscht, am Ende gab es den ganz, ganz großen Jubel. Die Prognose ist daher nicht gewagt: Auch das zweite Grusel-Musical (nach „Häuserl am Oasch“), das Ernst Molden für das Wiener Rabenhof-Theater schrieb, wird ein großer Erfolg. Man gönnt es der Produktion von Herzen, sie wirkt einfach ansteckend sympathisch.

Hauptverantwortlich für den Erfolg ist die Musik: Moldens Lieder, von Blues und Folk mindestens ebenso stark beeinflusst wie vom Wienerlied, gehen unglaublich gut ins Ohr, sind aber gleichzeitig spröde genug, um niemals anbiedernd zu wirken. Hoch ist in diesem Zusammenhang die von Molden selbst angeführte Liveband zu preisen, allen voran Hannes Wirth an der herrlich schrägen Slide-Gitarre.

Die moderne Sage, die sich Molden dazu ausgedacht hat – ein smartes Stadtplaner-Bubi will den Friedhof der Namenlosen durch eine Wohnsiedlung ersetzen, hat aber nicht mit dem Widerstand der Geisterwelt gerechnet – ist sehr witzig, verläuft aber überraschungsarm und hat nicht ganz so viel Tiefgang, wie manche vielleicht gehofft haben. Aber sie funktioniert gut, um die Songs zu einer einzigen, großen Moritat zu verbinden.

Hinreißend agiert das Schauspielerteam, vor allem Eva Maria Marold als Nebenerwerbsdomina mit Geheimnis und Michou Friesz als untote Freifrau. Aber auch Gerald Votava als Stadtplaner, Heribert Sasse als Totengräber und Markus Kofler als Geist eines Kutschers sind gut. Hausherr Thomas Gratzer hat mit sicherer Hand inszeniert.

KURIER-Wertung: