Das steirische Festival geht in die neunte Runde: In den Höhlen des Schlossbergs wird die Frage "Open everything?" diskutiert. Daneben lotet man musikalische Grenzen aus.
Ausgerechnet in den ehemaligen Schutzräumen des Grazer Schlossbergs ruft das Elevate-Festival heuer dazu auf, sich mit dem Themen Datenschutz, Öffentlichkeit und Privatsphäre auseinanderzusetzen: "Open everything?" lautet das Motto, unter dem das fünftägige Festival heuer steht. Von 23. Bis 27. Oktober will man in der steirischen Landeshauptstadt die Grenzen zwischen Öffentlichem und Privatem ausloten.
Diese Gratwanderung will man am Rednerpult ebenso wie auf der Bühne passieren lassen – sowohl das Diskussions- als auch das Musikprogramm wollen die Frage nach dem Öffentlichen und Privaten erörtern. 20 Diskursveranstaltungen werden deshalb bei der neunten Auflage des Elevate geboten.
Diejenigen, die sich den Fragen des Publikums stellen, sind zwar keine großen Nummern im landläufigen Sinne, aber in der netzaffinen Community kennt man ihre Namen durchaus. Jacob Appelbaum etwa, einst Hacker und mittlerweile respektierter Spezialist für Internet-Sicherheit – und einer der schärfsten Kritiker der NSA-Überwachungsmanie. Oder Robert David Steele, Ex-CIA Agent und Open-Source-Verfechter - er wird per Livestream aus Afghanistan seinen Beitrag zur Diskussion leisten.
Gegensätzliches, Kontroverses und Neues zieren den Spielplan des musikalischen Elevate-Teils. Auch hier wird man bei der Suche nach großen Namen des Popzirkus nicht fündig – Connaisseure dürfen sich aber dennoch über ein reizvolles Programm freuen: Jon Hopkins, der sich als Junior-Partner Brian Enos einen Namen machte, bestreitet den Eröffnungsabend am Mittwoch. Daneben beherrschen heimische Töne die Bühne: etwa die Wiener Avantgarde-Elektronik-Formation Ritornell oder die heimischen Medienkünstlerin Mimu Merz.
Lil Louis, einer der Großen der House-Szene, wird Graz die Ehre erweisen und am Samstag den Dom im Berg beschallen – die Hauptbühne des Festivals, ein in den Stein des Schlossberges gehauener Saal mit ganz eigener Akustik. In den anderen Festival-Locations – zwei weitere gibt's innerhalb des Schlossbergs, außerhalb des Berges wird das Parkhouse im Stadtpark bespielt - tummeln sich einige bekannte österreichische Elektroniker.
Einem davon, nämlich Dorian Concept aus Wien, hat man für den Freitag sogar eine die ganze Hauptbühne zum Kuratieren anvertraut. Er folgt dabei ganz dem Festivalmotto der Offenheit, indem er Grenzgänger auf die Bühne holt: Seine Wahl fiel auf Daedelus aus den USA, der Hip-Hop-Elemente mit Elektro und 30er- und 40-er-Jahre-Einflüssen vermischt; auf Bibio, dessen Musik sich als „Folk meets Electronic“ interpretieren lässt; oder auf das Kollaborationsprojekt von Felix Kubin und James Pants – der eine ein Dada-Synthiepopper aus Deutschland, der andere ein Texaner mit Wurzeln im Rap und Soul.
Auch das literarisch angehauchte Rahmenprogramm sei hier noch erwähnt: Im klerikalen Ambiente des Minoritensaals trifft Text auf Ton - unter anderem mit Olga Flor, die dort mit der Wiener DJane Electric Indigo gänzlich Neues ausprobieren wird. Man darf gespannt sein.