Kultur

Eine Wand für den Frieden

 "Ich glaube, das Stück ist nach wie vor relevant, weil die Leute wissen, dass ich darin die Gefühle während meiner Jugendzeit offenbare“, sagt Roger Waters über „The Wall“, die 30 Millionen Mal verkaufte Rock-Oper, die er 1979 mit Pink Floyd aufnahm.

Seit 2010 ist der Bassist mit einer monströsen Show rund um das legendäre Konzept-Werk auf Welt-Tournee. Am 23. August 2013 wird er „The Wall Live“ endlich auch in Wien zeigen. Herzstück der Produktion ist eine 150 Meter breite und 12 Meter hohe Wand, die im ersten Teil der Show aufgebaut und am Ende zerstört wird. Dazu gibt es 49 Projektoren, die Animationen und Videos zeigen. Außerdem illustrieren haushohe Marionetten, aufblasbare Puppen und ein Kampfflugzeug die Story um den erfolgreichen Musiker Pink.

Betrogen

Der errichtet um sich herum eine imaginäre Wand , die ihn vor äußeren emotionalen Einflüssen schützen soll. Denn er leidet nach wie vor an der Grausamkeit seiner Lehrer in der Kindheit und der Abwesenheit seines Vaters, der im Krieg umkam.

Weil  Waters selbst seinen Vater im Krieg verloren hat, ist dem Briten die politische Aussage des Stücks ein besonderes Anliegen: „Es ist antiautoritär, antitotalitär und gegen jeden Extremismus – sei er religiöser oder politischer Natur“, sagt er. „Deshalb treffe ich in der Pause der Show backstage Kriegsveteranen aus dem jeweiligen Land, was unglaublich bewegend ist.“ Einmal in den USA sogar so sehr, dass Waters „um die Fassung kämpfte“, während er zurück auf die Bühne ging: „Da sah ich die jüngeren Leute, denen Beine fehlten, die offensichtlich im Irak oder in Afghanistan von Bomben verletzt wurden. Und es waren Vietnam-Veteranen da. Einer dieser älteren Herren kam zu mir, nahm meine Hand und sagte: ,Dein Vater wäre stolz auf dich!‘ “

Aber auch die Shows selbst sind für Waters berührend. Denn seine Abneigung gegen Stadien hat er mit der „The Wall Live“-Tour endgültig abgelegt.

Entfremdung

„Als wir 1975 und 1977 mit Pink Floyd in Stadien spielten, hatte ich das Gefühl, dass wir keinen Kontakt zum Publikum bekommen. Jetzt aber denke ich, dass das nur eine Projektion der Entfremdung war, die wir innerhalb der Band spürten. Denn bei ,The Wall Live‘ wächst diese riesige Gemeinschaft von 40.000 Leuten zusammen – allein wegen der Gedanken und Gefühle, die in der Show ausgedrückt werden.“

Für 2013 hat Waters aber nicht nur weitere Aufführungen von „The Wall Live“ angekündigt, sondern auch ein Solo-Album namens „Heartland“ – das erste seit „Amused To Death“ von 1992. „Dass ich 20 Jahre nichts veröffentlicht habe, liegt nicht daran, dass ich keine Songs geschrieben habe. Aber für ein Album brauche ich – wie bei ,Amused To Death‘ – eine klare, zentrale Idee, auf der ich es aufhängen kann. Und jetzt habe ich einen Song geschrieben, der diese zentrale Idee sein könnte.“

INFO:„The Wall Live“: 23. August 2013, Wien/Ernst-Happel-Stadion. Karten: 01/96 0 96, www.oeticket.com und www.lskonzerte.at