Kultur

Eine philharmonische Sommernachtsparty

Bei Traumwetter und Volksfeststimmung lief Donnerstag Abend das Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker vor Schloss Schönbrunn ab. Die Atmosphäre hatte trotz Anwesenheit der obersten Würdenträger des Staates – Bundespräsident Heinz Fischer und Bundeskanzler Werner Faymann – eher etwas von einer philharmonischen Party als von einem strengen Klassik-Konzert. Was vor neun Jahren als Pilot-Projekt begann, hat inzwischen Kultstatus erlangt: Das Sommernachtskonzert, bei dem das Top-Orchester bei freiem Eintritt an die 100.000 Menschen vor Ort und Millionen TV-Zuseher mit Musik verwöhnt.

Weltweit

Ein Debüt gab es bei dem in mehr als 60 Ländern ausgestrahlten Konzert 2012 auch. Erstmals stand der venezolanische Dirigent Gustavo Dudamel – erst 31 Jahre alt – bei diesem Ereignis am Pult der Wiener Philharmoniker. Und bereits bei der Nennung seines Namens durch Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellsberg gab es Jubel wie sonst nur beim Nova-Rock.

Der Dirigent ist für seine feurigen, rhythmischen, sorgfältig austarierten Darbietungen bekannt. Das bewies er zum Auftakt bei der dramatisch aufgeladenen Polonaise aus Tschaikowskys Oper "Eugen Onegin".

Alles russisch – auf diesen Nenner ließen sich die ersten drei Stücke bringen. Denn auf Tschaikowsky folgte "Tanz der persischen Sklavinnen" aus der Oper "Chowanschtschina" – hier hatte auch das Wiener Staatsballett in der Choreografie von Gregor Hatala seinen ersten, effektvollen Auftritt – von Modest Mussorgsky. Danach gab es die Polowetzer Tänze aus Alexander Borodins wenig bekannter, aber sehr guter Oper "Fürst Igor" – und dazu dramatische Lichteffekte.

Wasserspiele

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Im Zentrum standen aber Claude Debussys impressionistische Skizzen "La Mer", bei denen das Wiener Staatsballett einen extrem ungewöhnlichen Auftritt hatte: Die Damen und Herren tanzten auf einer Wasserbühne im Gloriette-Teich. Der ORFfing das Geschehen mittels Unterwasserkamera ein – wunderschöne Bilder.

Dramatisch wurde es danach beim Tanz der sieben Schleier aus der "Salome" von Richard Strauss, einem Komponisten, der den Wiener Philharmonikern hörbar besonders am Herzen liegt: Feinste Soli, überwältigendes Wiener Klangidiom.

Das offizielle Finale bestritten die Musiker mit dem bravourösen Stundentanz aus Amilcare Ponchiellis Oper "La Gioconda".

Doch natürlich gab es für das frenetisch jubelnde Publikum noch eine, bei den Sommernachtskonzerten fast schon obligate Zugabe: "Wiener Blut" von Johann Strauß, abermals getanzt vom Staatsballett. Und ein feuriges Zwischenspiel aus einer Zarzuela von Gimenez. Wer das alles verpasst hat: Ab 29. Juni sind CD und DVD zum Konzert im Handel.