Ein „Reigen“ von Arthur Schnitzler bis Jörg Haider
Von Rudolf Mitlöhner
Lässt sich Geschichte, die jüngere österreichische zumal, als Abfolge von Kulturkämpfen darstellen? Herbert Lackner, ehemaliger langjähriger Chefredakteur des profil, spannt einen solchen Bogen: von 1921, als die Wiener Erstaufführung von Schnitzlers „Reigen“ zu wilden Ausschreitungen konservativer und deutschnationaler Kreise führte, bis in die späten 90er- und 00er-Jahre Jörg Haiders und dessen Auseinandersetzung mit linken Künstlern, Kulturschaffenden und -politikern („Lieben Sie Scholten, Jelinek, Häupl, Peymann, Pasterk …?“).
Im Kapitel, auf das sich der Titel des Buches bezieht („Als Schnitzler mit dem Kanzler stritt“), geht es um ein Gespräch, zu dem Bundeskanzler Seipel 1928 unter anderen Schnitzler in Kanzleramt geladen hatte – Anlass war eine geplante Verschärfung eines „Schmutz- und Schundgesetzes“. Bei aller Härte der Auseinandersetzung besticht aus heutiger Sicht dennoch die kultivierte Form des Gesprächs und dessen inhaltliche Qualität.
Kritisch hinterfragen kann man gewiss die von Lackner insinuierte Kontinuität von Ständestaat und NS-Zeit wie auch jene der Zeit vor dem Krieg und 1945 ff. Ungeachtet dessen eine lohnende Lektüre, die spannende Einblicke vermittelt – aus der Feder eines Topjournalisten.