Kultur

Ein Affe kommt selten allein

Die Erwartungen lagen nicht sehr hoch, als 2011 der Blockbuster "Planet der Affen – Prevolution" die Vorgeschichte zum berühmten Sci-Fi-Klassiker ankündigte.

Umso größer dann die internationale Begeisterung: Anstelle der befürchteten Spezialeffekt-Parade, füllte Regisseur Rupert Wyatt mit einem gefühlvollen Affen-Mensch-Melodram die Sommer-Kinokassen.

Als sich dann für die Fortsetzung, "Planet der Affen – Revolution" ein neuer Regisseur ankündigte, machte sich wieder Skepsis breit. Doch Horror-Macher Matt Reeves ("Gloverfield") schuf einen souveränen, apokalyptischen Kriegsfilm, in dem Menschen und Primaten dra-matisch aufeinanderprallen.

Aufseiten der Affen

Dabei schlägt sich Reeves ganz auf die Seite der Affen. Der ausdrucksgeniale Andy Serkis blickt dank des technologisch raffinierten Performance-Capture-Verfahrens aus seinem Affenkostüm, als wäre er darin auf die Welt gekommen. Wenn er als Anführer Caesar mit haariger Hand den Pelz der Gemahlin krault oder sein kulleräugiges Affenbaby in den Arm nimmt, liegen alle Sympathien klar bei ihm.

Da kann sich selbst so ein Ausnahme-Schauspieler wie Gary Oldman die Lunge aus dem Leib brüllen, so viel er will. Niemals bekommt er auch nur annähernd so viel Profil wie die Fellgenossen.

Ähnlich ergeht es seinem menschlichen Mitstreiter Malcolm, gespielt vom freundlichen Folterer Jason Clarke aus Bigelows "Zero Dark Thirty": Auch er bleibt vergleichsweise blass neben den eindrucksstarken Pelzträgern.

Malcolm ist es auch, der gemeinsam mit seiner Familie den Erstkontakt zur Affen-Community in einem Wald bei San Francisco herstellt.

Dort lebt Caesar, seit er vor zehn Jahren den Menschen entwischte. Dort hat er mit seinen Artgenossen eine Siedlung aufgebaut und lässt sie – wenn auch grammatikalisch unscharf – die menschliche Sprache lernen ("Affen nicht töten Affen").

Doch während die Affenzivilisation Fortschritte macht, geht die Menschheit zugrunde. Ein tödlicher Virus entvölkerte beinahe die gesamte Erde. Ein verzweifelter Trupp – unter der Leitung von Gary Oldman – hat sich in San Francisco verschanzt und sucht nach einer neuen Energiequelle. Diese befindet sich im Reich der Affen – und somit ist der Konflikt vorprogrammiert.

Männerfreundschaft

Zwar nähern sich Mensch Malcolm und Affe Caesar behutsam an und entwickeln das, was man klassisch Männerfreundschaft nennt.

Dabei lässt Reeves keine Gelegenheit aus, um etwas vordergründig die Parallelen zwischen den beiden "Männern" – beide sind Väter und lieben ihre Söhne! – zu ziehen. Frauen spielen dabei die üblich untergeordnete Rolle als Mütter und Pflegerinnen. Das ist bedauerlich, zumal Malcolms nette Freundin ausgerechnet von Keri Russell dargestellt wird:

Diese spielt in der genialen TV-Serie "The Americans" eine KGB-Spionin, die praktisch die gesamte westliche Welt in Atem hält. In " Planet der Affen – Revolution" hat sie vergleichsweise wenig zu tun. Immerhin darf sie als Medizinerin einmal eine Notoperation durchführen.

Bei den Affen läuft es ähnlich: Wie bei den Menschen, so herrscht auch dort das Patriarchat.

Ebenfalls etwas schematisch bahnt sich die finale Auseinandersetzung an. Während Malcolm und Caesar gefühlvolle Sätze tauschen, rüsten hinter ihrem Rücken sowohl Affen wie Menschen zum Krieg.

Visuell atemberaubend holt Reeves zum Grande Finale aus und produziert mit seinen düsteren Bildern echte Hingucker. Umso deprimierender entfaltet sich dabei eine Gesellschaftsvision, in der gegenseitige Vernichtung unausweichlich scheint.Verweise auf die politische Gegenwart liegen dabei traurig nahe.

Vielleicht sollte man es doch einmal mit dem Matriarchat versuchen.

INFO: "Planet der Affen – Revolution". Science Fiction. USA 2014. 130 Min. Von Matt Reeves. Mit Jason Clarke, Gary Oldman.

KURIER-Wertung:

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Der gesellschaftskritische Roman "Planet der Affen" des Franzosen Pierre Boulle wurde 1968 zum ersten Mal verfilmt. Charlton Heston, in der Hauptrolle des Astronauten Taylor, entdeckt im Weltall einen Planeten, der ausschließlich mit Affen bevölkert ist. Vier Fortsetzungen wurden gedreht, allerdings ohne den "Ben Hur"-Star. In den 70er-Jahren sollten zudem zwei TV-Serien folgen.

Die berühmte Einstellung, in der die Freiheitsstatue an einem Strand versunken ist, fand Eingang in die Popkultur. Ein Zitat vom entnervten Charlton Heston schaffte es unter die besten 100 Filmzitate des American Film Institute: "Könnt ihr nicht eure dreckigen Pfoten von meinem Körper nehmen, ihr blöden Affen?"

2001 lieferte Tim Burton eine "Neuinterpretation" des Romans, die bei den Filmkritikern durchfiel. Mark Wahlberg war darin als Captain Leo Davidson zu sehen und Charlton Heston kam zu einem kurzen Gastauftritt.

In "Planet der Affen: Prevolution" (Regie: Rupert Wyatt) wurde 2011 eine vom Roman und den Filmen abweichende Vorgeschichte darüber erzählt, wie die Affen zur dominanten Spezies des Planeten aufsteigen konnten.

Das ehrwürdige Smithsonian Institut aus Washington D. C. versucht, T. S. Spivet telefonisch darüber in Kenntnis zu setzen, dass ihm der Baird-Wissenschaftspreis zuerkannt wird. Nicht nur, dass T. S. Spivet in der Prärie Montanas wohnt, der Erfinder eines Perpetuum mobiles ist und erst zehn Jahre alt ist. Der aufgeweckte junge Mann, beeindruckend gespielt von Kyle Catlett, behält die Neuigkeit für sich und macht sich auf eine Zugreise quer durch die USA, um die Preisrede zu halten.

Es ist auch die Gelegenheit zum Ausbruch aus einer bedrückenden Familiensituation. Bruder Layton ist gestorben, der wortkarge Vater (Callum Keith Rennie) lebt in vergangenen Pionierzeiten, die Mutter (Helena Bonham-Carter) kümmert sich primär um Insektenklassifikation.

"Amelie"-Regisseur Jean-Pierre Jeunet, bekannt für skurrile Filmwelten, erzählt diese Reise in märchenhaften 3-D-Panoramabildern. Die Gefahr der Vagabundenromantik umfährt die charmante Romanverfilmung mit Ironie: Der blinde Passagier versteckt sich in einem am Frachtzug mittransportierten Wohnwagen.

INFO: "Die Karte meiner Träume". Abenteuer. F/CN 2013. 105 Min. Von Jean-Pierre Jeunet. Mit Kyle Catlett, Helena Bonham-Carter.

KURIER-Wertung:

Der schlaue Priester Fabijan ist eine Art Don Camillo der Geburtenrate. Um die Bevölkerungszahl eines kleinen dalmatinischen Dorfes anzuheben, fasst er einen grandiosen Gedanken: Er sticht gemeinsam mit einem Trafikanten und einem Apotheker Löcher in Kondome, um die katholische Gemeinde wieder anwachsen zu lassen. Überflüssig zu erwähnen, dass die Aktion nach hinten losgeht. Seine Verbündeten greifen zu kriminellen Strategien und verkehren den Kindersegen in zwischenmenschlichen Fluch. Der kroatische Regisseur Vinko Bresan balanciert seine lakonische Komödie elegant zwischen Kirchenkritik und Patriotismusverulkung. Erst gegen Ende verliert er den Tritt und kippt ins Fatal-Tragische.

INFO: "Gott verhüte!" Tragikomödie. HR/SRB 2013. 93 Min. Von Vinko Bresan. Mit Kresimir Mikic, Niksa Butijer, Marija Skaricic.

KURIER-Wertung:

Step up – All In (3-D)

Tanzfilm. Tolle Moves und schwache Story – so lässt sich das neue Tanzunternehmen kurz zusammen fassen. Für einen übersteuerten Wettbewerb in Las Vegas trommelt der ehrgeizige Sean eine Tanzgruppe zusammen, mit der er den Contest um jeden Preis gewinnen will.

KURIER-Wertung:

Ein Augenblick Liebe

Romanze. Auch in ihren späten Vierzigern ist Sophie Marceau noch immer der ewige Teenager. Süß wie eh und je gewinnt sie das Herz eines verheirateten Mannes (François Cluzet), der zwischen ihr und Familie hin und her gerissen wird. In schmalzigen Weichzeichnungen haben sie leidenschaftlichen Sex (zwischen Sektgläsern) – allerdings nur in der Fantasie. Am Ende bleiben eh alle brav.

KURIER-Wertung:

Ab durch den Dschungel

Animation. Liebesgeschichte zweier Nasenbären.