EDM-Festival mit Katy Perry und innovativem Digitalkonzept
„Papilionem“ haben die Veranstalter des Tomorrowland-Festivals jene Insel genannt, die sie für die virtuelle 3-D-Welt kreiert haben, in die sie die heurige Ausgabe des EDM-Megaevents wegen der Corona-Beschränkungen verlegen mussten. Dabei werden am 25. und 26. Juli 60 Stars der DJ-Szene – darunter Größen wie David Guetta, Dimitri Vegas, Steve Aoki, Martin Garrix und Paul Kalkbrenner – auf acht Bühnen auftreten.
„Mitte April mussten wir das Festival absagen“, erzählt Veranstalter und Festivalgründer Michiel Beers. „Dafür wären 400.000 Leute aus aller Welt nach Boom in Belgien gekommen. Weil wir aber unsere Bühnenaufbauten ohnehin immer in 3-D-Animationen auf dem Computer haben, dachten wir, wir bringen unsere Lieblingskünstler in diese Welt.“
So wurden die Auftritte in „Green Screen Studios“ in Belgien, den USA, Brasilien und Australien gefilmt und mithilfe von 200 Mitarbeitern und dem Videoproduktionsteam der Olympischen Spiele auf die virtuelle Insel verfrachtet.
„Die Resultate haben sogar mich umgehauen“, sagt Beers. „Denn wir haben auch das virtuelle Publikum animiert – so, dass es mitsingen und auf die Künstler reagieren kann. Wir konnten mit der Insel mit Stränden, Nachthimmel, Bergen und Sonnenuntergängen eine Atmosphäre schaffen, die absolut real anmutet. Es gibt auch Spezialeffekte wie Feuerwerke und Lichtshows. Den größten Spaß hatten wir aber damit, Dinge wie durchsichtige LED-Wände einzubauen, die es in der realen Welt noch nicht gibt.“
Zugänglich ist die digitale Ausgabe von Tomorrowland per Smartphone, PC, Laptop und Tablet über tomorrowland.com. Tagestickets kosten 12,50 Euro, das Wochenendticket 20 Euro. Ein VR- oder 3-D-Brille ist nicht notwendig.
David Guetta, der bei allen bisherigen Tomorrowland-Festivals gespielt hat, sieht diese Art, das Festival zu gestalten, als logische Fortsetzung: „Es ist nicht so verrückt, wie es klingt, denn auch bisher haben uns die Veranstalter von Tomorrowland immer in eine Fantasiewelt entführt“, erzählte der Star-DJ, der gerade in Frankreich mit seinen Kindern seinen ersten Sommerurlaub seit 35 Jahren verbringt. „Es ist das einzige Festival, das den Mut hat, so ein neues kreatives und wirtschaftliches Modell auszuprobieren. Denn keiner weiß, wie viele Leute sich einloggen werden.“
Auch für Katy Perry war dieser Mut der Anreiz, bei „Tomorrowland Around The World“, wie sich die digitale Ausgabe nennt, mitzumachen: „Ich fand das Festival immer schon cool. Und dass sie sagen, pfeif auf die Krise, wir probieren, etwas Tolles daraus zu machen, verdient den größten Respekt. Ich bin zwar hochschwanger und habe 20 Kilo mehr, aber ich fühle mich körperlich super und kann genauso energetisch tanzen wie immer. Ich habe dafür alle meine Hits genommen und sie mit EDM-Arrangements in ein Medley gepackt. Und dazu gibt es zwei Songs von meinem Mitte August erscheinenden Album ‚Smile‘.“
Guetta hatte anfangs Bedenken, ohne Publikum zu spielen. „Ich bin schon ein Künstler, der es braucht, den Leuten in die Augen schauen zu können. In dem Green Screen Room waren aber nur rund 15 Mitarbeiter von Tomorrowland. Ich habe mir dann vorgestellt, dass es 100.000 sind. Und das hat super geklappt. Das Spannendste aber ist, dass ich das erste Mal einen meiner Auftritte aus der Sicht des Publikums erleben kann.“