Ed Sheeran beendet Papa-Pause mit neuem Album
Es gab eine Zeit am Ende des ersten Pandemie-Jahres, kurz nach der Geburt seiner Tochter Lyra, da dachte Ed Sheeran, er würde nie mehr Musik machen.
„Ich kann nicht erklären, was da passiert ist“, erzählte er dem GQ-Magazin. „Lyras Geburt hat so viel Neues gebracht. Sehr viel Freude natürlich, aber einiges war auch schwierig. Es war so viel los, dass ich aufhörte Gitarre zu spielen, zu singen und Songs zu schreiben. All das – auch das Songschreiben – ist aber wie ein Muskel, der regelmäßig trainiert werden muss. Du musst dabei in einem konstanten Fluss bleiben. Als ich das nicht mehr war, dachte ich, Papa sein ist jetzt mein Leben, ich höre mit der Musik auf.“
Megahits
Ein paar Fakten, um einzuordnen, was das bedeutet hätte: Mit weltweiten Megahits wie „Shape Of You“ oder „Perfect“ und Verkäufen von 26 Millionen Alben und 100 Millionen Singles ist Sheeran der größte männliche Pop-Star, den die Szene hat. Seine Tour zum vorigen Album „“ ging über zwei Jahre, umfasste 260 Shows für neun Millionen Zuschauer und ist mit 660,6 Millionen Euro Einnahmen die umsatzstärkste aller Zeiten.
Zum Glück für 31,1 Millionen Follower auf Instagram und die 22 Millionen auf Facebook hat der Brite diese glorreiche Karriere nicht beendet. Nach vier Monaten kam er sich ohne kreative Ausdrucksmöglichkeit „wie ein Arbeitsloser“ vor und nahm doch wieder eine Gitarre in die Hand.
So erscheint heute Sheerans viertes Album „=“ (ausgesprochen „Equals“). Das liefert wie bei ihm üblich eine ausgewogene Mischung aus akustischen Balladen und beschwingten Pop-Song-Perlen mit sofort einnehmenden Melodien.
Inhaltlich sind die 14 Titel von persönlichen Erlebnissen in der Zeit der Pandemie geprägt. Am deutlichsten wird das bei „Sandman“, einem fröhlichen Schlaflied für Lyra. Allerdings besteht der 30-Jährige strikt darauf, dass „=“ kein Papa-Album ist: „Ich habe während der Zeit des Schreibens Liebe, Verlust, neues Leben, Trauer und alles dazwischen durchgemacht“, ließ er wissen. „Ich war noch nie stolzer auf ein Werk.“
Mentor
Einer der berührendsten Songs ist „Visiting Hours“. Sheeran hat ihn seinem im März verstorbenen Freund und Mentor Michael Gudinski, einem Label-Boss und Konzertveranstalter, gewidmet, der in seiner australischen Heimat als Vater der Musikszene galt. Sheeran und seine Frau Cherry hatten ihn während einer Australien-Tour kennengelernt, und die Familien wurden enge Freunde. Wenn Sheeran in Australien war, wohnte er bei den Gudinskis, und sie in seinem Haus außerhalb von Framlingham, wenn sie in England waren.
In dem ländlichen Ort in Suffolk hat sich Sheeran mehrere benachbarte Liegenschaften und Gärten gekauft und ein Anwesen aufgebaut, das Farmhäuser zum Wohnen, Gemüse- und Kräutergarten, Swimmingpool, Garage, Tonstudio und sogar ein Pub umfasst. Dort hat er auch schon das nächste Album „-“ fast fertiggemacht.
Auf Tour
Das, sagt er, wird ein akustisches bis bombastisches Balladen-Album werden und nächstes Jahr entweder vor oder während seiner „+-=÷x“–Tour („The Mathematics Tour“) erscheinen. Die soll dann all seine zehn Karriere-Jahre und fünf Alben vereinen. Und sie wird Sheeran auch wieder nach Österreich führen: Am 1. und am 2. September 2022 tritt der Barde mit dieser Show im Wiener Ernst Happel Stadion auf. Karten dafür gibt es unter www.oeticket.com