Kultur

DSDS: "Könnt ihr mal alle ausflippen?"

Wie klingt ein "DSDS"-Casting?

Zum Beispiel so: "Daniele!!!! Er is jo vui siaß!"

Oder so: "Könnt ihr mal alle ausflippen? Und jetzt nochmal?"

Oder so: "Jetzt alle mitsingen!" – "Wos soi ma singen?" – Weiß ich ned, ich kenn des Liad ned." – "Ich glaub, das is das Siegerlied." – "Aha."

Wie fast alles in der Welt des Showbiz besteht auch ein "DSDS"-Casting vor allem aus Warten. Und damit das nicht allzu fad wird, sind heute Luca Hänni und Daniele Negroni, Finalisten der jüngsten Staffel, ebenfalls auf den SCS-Parkplatz, Nähe Tor 5, gekommen. Sie geben Autogramme, lassen sich küssen und umarmen und singen auch ein wenig. Die dabei zwangsläufig ausbrechende Begeisterung – man kreischt, weil gekreischt wird – wird mitgefilmt. Das ergibt dann schöne Zwischenschnitte in der Show. Einmal kommt ein Techniker aus einem Wohnwagen, wird für einen Star gehalten, und bekommt einen ohrenbetäubenden Jubel.

Vor den Wohnwagen und Zelten der "DSDS"-Crew drängen sich etwa 300 Fans, großteils Mädchen, großteils sehr jung. Mitten im Gewühl steht eine alte Dame und fotografiert. Weiter hinten, sozusagen zweite Reihe, warten Mütter, ein bisschen peinlich berührt, ein bisschen besorgt.

Die beiden "Superstars" Daniele und Luca nehmen sich Zeit für jeden Fan. Den meisten der Mädchen fällt, wenn sie ihrem Idol gegenüberstehen, nicht viel mehr ein als dessen Name: "Danieleeeeeee!" Eine sagt zu Luca: "I will die for you." Was man halt so sagt, in der Mittagshitze auf dem Parkplatz eines Shopping-Centers.

Ein Mädchen lässt sich ein Autogramm geben. Eine Freundin fragt: "Wer ist denn das eigentlich?" Antwort: "Oida, des is der Luca Irgendwas."

Zukunft

Das ist Superstar-Ruhm. Da wollen viele hin. Für den Regisseur schreit die Menge noch drei Mal im Chor "DSDS – deine Zukunft beginnt jetzt!", dann ist die Autogrammstunde vorbei, und das Casting beginnt.

Und wieder: Warten. Sollte hier und jetzt eine Weltkarriere ihren Anfang nehmen, dann kann der spätere Star einmal sagen: Meine Zukunft begann mit Warten auf dem SCS-Parkplatz, nahe Tor 5.

Das System ist effizient, wirkt aber keineswegs brutal: In Fünfergruppen werden die Superstars in spe durchgewunken. Am Anfang einer Castingshow-Laufbahn steht immer die Unterschrift auf dem Vertrag, mit dem man unter anderem seine Einwilligung gibt, als "Leider, nein"-Kandidat zum komischen Element zu werden. Vorgesungen wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit, in Wohnwägen. Jeder Kandidat bekommt in Ruhe seine Chance, heute wird niemand verspottet, Dieter Bohlen ist nicht da.

Auf dem Parkplatz singt eine Kandidatin für einen Radioreporter ihr Lied vor. Ihr Freund sagt, er wisse genau, dass sie enormes Talent habe. Warum er nicht selber singe? "Ich bin total unmusikalisch."