Kultur

Die Toten Hosen mit Gerhard Polt: Wurmmittelexperte und ChatGPT im Visier

Die Wildschweine, die sich in Berlin als Löwen ausgeben, der österreichische Politiker, der ein Experte für Wurmmittel für Pferde ist, aber auch ChatGPT, der Tourismus in den Alpen in Zeiten des Klimawandels und generell kleingeistige Dummheit – in der satirischen Betrachtung von Gerhard Polt, den Well-Brüdern und den Toten Hosen sorgte all das Mittwochabend im Wiener Theater im Park für viele Lacher und einen wunderbar unterhaltsamen Abend.

Die Rockband um Sänger Campino, der Kabarettist Gerhard Polt und die mit bösen, politsatirischen Volksmusiksongs als Biermösl Blosn bekannt gewordenen Well-Brüdern haben sich für die „Forever – eine kulturelle Zumutung“-Tour zusammengetan und nehmen in diesem Programm alles, was gerade aufregt, aufs Korn.

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Dabei brillierte in Wien Gerhard Polt, der in verschiedene Rollen schlüpfte, mit scharfem Wortwitz und bissigem Zynismus. Er bekrittelte unter anderem, dass die Klimakleber den Klebstoff auf der Straße verschmieren, während seine Generation ihn noch geehrt hat, indem sie ihn geschnüffelt hat. Und Karl-Heinz Grasser sorgt bei Polt dafür, dass wir Österreicher lernen können, was Ewigkeit ist – nämlich dann, wenn der ehemalige Finanzminister endlich verurteilt wird.

Die Toten Hosen sorgten zwischen Polts Monologen, bei denen der 81-Jährige in verschiedene Rollen schlüpfte, mit Songs wie „Laune der Natur“, „Wünsch dir was“ und „Weil du nur einmal lebst“ (teilweise mit veränderten, an das aktuelle Thema angepassten Texten) für die musikalische Unterhaltung. Der Anrainer wegen allerdings in gebremster Lautstärke und großteils rein akustisch, wobei alle aber auch dem Instrumentarium der Well-Brüder angepasste neue Betätigungen fanden: Campino blies versiert die Trompete und das Alphorn, Bassist Andi Meurer spielte die Zither und alle zusammen Brummtöpfe – mit Fellen überzogene Rumtöpfe, die sie mithilfe eines Stabs in den verschiedensten Tonhöhen zum Brummen brachten.

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Musikalisch hervorragend präsentierten sich die Well-Brüder, die ihre Volkslieder gegen Rechtsradikalismus hier mit swingend-jazzigen Sounds, dort mit afrikanischem oder irischem Flair würzten, permanent die Instrumente wechselten und von Harfe über Tuba bis Oboe, Trompete und Flöte scheinbar alle Orchesterinstrumente, die keine Streicher sind, virtuos beherrschen.

Das Publikum dankte es mit begeisterten Zugabeforderungen und bekam sie. So, dass es auch nach „Walk On“, dem traditionellen Abschlusslied jedes Hosen-Konzertes, noch weiterging. Polt verabschiedete sich danach in perfektem Wienerisch mit „Der Vorhang fällt“ und die Hosen mit „Eisgekühlter Bommerlunder“.

Auch wenn man in vielen Momenten des Programms, die einem so plastischen den Wahnsinn der Zeit und der Zeitstimmung vor Augen führten, auch Angst bekommen konnte, am Ende tat es gut, einmal über all das befreit lachen zu können.