Kultur

Die Religion mit Teig und Butter

Die Sackerln aus dem Supermarkt, aus denen die Mönche beim Aufbau ihren Rohstoff – Butter – holten, sind mittlerweile verschwunden; die feinen, mit Fett verzierten Teigplastiken sind fertig und können göttlichen Wesen als Behausung dienen.

„Bön – Geister aus Butter“ ist keine Ausstellung: Bis Ende Februar sind Mönche der tibetischen Bön-Religion im Museum anwesend, pflegen den im Saal aufgebauten Altar und führen Rituale aus. „Was hier passiert, ist das, was auch im Kloster passiert“, bekräftigt Co-Kurator Christian Schicklgruber; es sei keineswegs „Show“.

Das besagte Kloster heißt Samling und liegt, so der Kurator, „dreizehn Tagesmärsche von der nächsten Straße entfernt“ in den Bergen Nepals. In Tibet, dem Kernland der Bön-Religion, wurde während der Annexion durch China viel an Wissen und Quellenmaterial über die tausende Jahre alte Praxis zerstört. Samling – und der von dort nach Wien angereiste Meister Yangön Sherab Tenzin – sind somit Fackelträger der Religion, die beinahe ausgestorben wäre.

Der Glaube an Wiedergeburt und Erleuchtung verbinden Bön und Buddhismus; in vielgestaltigen Gottheiten und Ritualen zeigen sich die Eigenheiten der Religion, die wohl in langem Austausch mit dem tibetischen Buddhismus stand. Die Teigplastiken werden übrigens nach Ende der Rituale zerstört – es führt also kaum ein Weg daran vorbei, die Bön-Kultur „in Aktion“ zu erleben.

INFO

Bis 1. März, Museum für Völkerkunde, Wien, Heldenplatz, Täglich außer Di 10 – 18 Uhr. Termine für Rituale und Live-Stream aus dem Museum auf ww.ethno-museum.ac.at