Kultur

Die Farben der Filmklassiker

Color by Technicolor": Dieser Markenname stand für eine umwälzende Erfindung, die maßgeblich zum Mythos Hollywood und seiner globalen Strahlkraft beitrug.

Was wäre die Abschiedsszene zwischen Rhett Butler und Scarlett O’Hara in "Vom Winde verweht" ohne das blutorangene Rot des brennenden Atlanta? Was Marilyn Monroe ohne ihr grellpinkes Bonbon-Kleid in "Blondinen bevorzugt"? Oder Gene Kelly ohne sein gagerlgelbes Wams, Cyd Charisse ohne ihre giftgrünen Schuhe in "Singin’ in the Rain"?

Bilder: Glorious Technicolor

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Die Farben, sie machen den großen Unterschied. Um dies in höchster Qualität zu ermöglichen, dafür stand "Glorious Technicolor". Zuerst im Zwei-, später im Drei-Farben-Verfahren wurde Mitte der 30er-Jahre schließlich jene technische Höchststufe erreicht, mit der das gesamte Farbspektrum wiedergegeben werden konnte. Zwischen 1932 und 1953 blieb Technicolor tonangebend für die Prestige-Filme Hollywoods und reichte vom farbtriefenden Welthit "Vom Winde verweht" zum farbverwegenen Musical "Ein Amerikaner in Paris". Die Retrospektive "Glorious Technicolor" im Österreichischen Filmmuseum (11. April bis 3. Mai) zeigt nun bunte Meisterwerke aus jener Periode, die den Ruhm von Technicolor begründete.

Und bietet die seltene Möglichkeit, Drei-Streifen-Technicolor in verschiedenen Überlieferungsstadien zu genießen – von Originalkopien bis hin zu zeitgenössischen Restaurierungen.

"Mr. Technicolor"

Gegründet wurde die Technicolor Motion Picture Corporation 1915 von Herbert T. Kalmus, Daniel Comstock und W. Burton Wescott. Es war Kalmus, der als "Mr. Technicolor" in die Filmgeschichte einging und die Entwicklung mit seinem Team voran trieb. Die Kombination von roten, grünen und blauen Farbschichten durch drei gleichzeitig belichtete Negative – der sogenannte Technicolor Process Nr. IV – prägt bis heute das populäre Bild von Technicolor.

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Kalmus war es auch, der den Namen "Technicolor" erfand: Wie er es selbst in seiner Autobiografie erzählte, stand er 1915 auf der Suche nach einem passenden Namen für sein neu entwickeltes Farbverfahren grübelnd vor seinem Bücherregal. Plötzlich sprang ihm der Buchrücken eines Jahrbuchs seiner Universität mit dem Titel "Technique MDCCCCIV" ins Auge. Der Begriff "Technique" setzte sich in seinem Gehirn fest und inspirierte ihn schließlich zu dem heute weltweit berühmten Markennamen "Technicolor".

Der Animationsfilm spielte übrigens für die Entwicklung der Technicolor-Ästhetik eine besondere Rolle. Kalmus schloss mit den Walt Disney Productions einen zweijährigen Exklusivvertrag ab – mit fabelhaftem Output, wie ein Disney-Kurzfilm zum Auftakt der Schau beweist: In dem Cartoon "Funny Little Bunnies" von 1934 zapfen fachkundige Hasen den Regenbogen an, lassen seine Farben in Töpfe rinnen und bemalen damit Eier. Die Ergebnisse sind rot, gelb, grün, blau, gestreift, getupft und kariert – kurz: umwerfende Osterhaseneier, mit "Color by Technicolor".

www.filmmuseum.at