Die Berlinale braucht eine neue Führungsspitze
Von Christoph Silber
Der aktuelle künstlerische Leiter der Berlinale, Carlo Chatrian, wird das Festival nach der Ausgabe im kommenden Jahr verlassen. Das teilte der Italiener am Samstag in einem persönlichen Statement auf der Berlinale-Webseite mit. „Ich dachte, dass Kontinuität gewährleistet werden könnte, wenn ich weiterhin Teil des Festivals bliebe, aber in der neuen Struktur, so wie sie nun vorgestellt wurde, ist ganz klar, dass die Bedingungen für mich, als künstlerischer Leiter weiterzumachen, nicht mehr gegeben sind“, hieß es in der Mitteilung. Eine Sprecherin des Festivals bestätigte, dass Chatrian auch über die Leitung hinaus für sich keinen Platz im neuen Konzept sieht.
Zukunftsmodell Intendanz
Am Donnerstag hatte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) mitgeteilt, dass die Berlinale künftig nicht mehr von einer Doppelspitze, sondern von einer Intendantin oder einem Intendanten geleitet werden soll. Zudem wurde in Aussicht gestellt, dass Chatrian weiter im Berlinale-Team bleiben könnte. Diese Aussicht hat sich nun zerschlagen. Chatrians Mitteilung von Samstag endet mit dem Satz: „Die nächste Ausgabe des Festivals wird daher das Ende dieser bereichernden Reise sein.“
Schwierige Zeiten
Chatrian (51) leitete die Berlinale in den vergangenen Jahren zusammen mit Mariette Rissenbeek (66). Die erste Berlinale der beiden ging 2020 gerade noch so über die Bühne, damals kursierten die ersten Meldungen zur Ausbreitung des Coronavirus. 2021 wurde das Festival auf zwei Termine geteilt. Und noch im Jahr 2022 konnten die Kinos nur halb besetzt werden.
Kurz nach der Ausgabe 2023 wurde dann bekannt, dass Rissenbeek ihren Vertrag als Geschäftsführerin des Festivals nicht verlängert. Die Doppelspitze solle noch die anstehende 74. Berlinale gemeinsam zu Ende führen, die neue Leitung solle die Arbeit dann im Anschluss aufnehmen, sagte ein Sprecher von Kulturstaatsministerin Roth am Donnerstag.