Kultur

Komtesserln und ein betrogener Betrüger

Premiere im Prinzregententheater: Viel Applaus gab es Freitag für den „Bettelstudent“, schwung- und humorvoll in die Szene gesetzt von Emmy Werner, die sagt: „Das ist wahrscheinlich meine letzte Regiearbeit.“

Die ehemalige Volkstheater-Direktorin hatte mit der Operette, in der ständig gelogen und betrogen wird und der rachsüchtige Betrüger am Ende selber der Betrogene ist, schon in Linz und in Klagenfurt Erfolg. Und Josef Ernst Köpplinger brachte als Intendant des Staatstheaters am Gärtnerplatz Bewährtes – erneut leicht adaptiert – jetzt über die Grenze.

Salopp zu sagen, München sei wie Mörbisch, nur Indoor und ohne Feuerwerk, wäre zu wenig. Denn Emmy Werner hält, was ohnedies alle Regisseure versprechen:

Operette, ernstgenommen

Sie nimmt die Operette ernst und lässt sie sein, was sie ist: Unterhaltungstheater. Sie hat den Text behutsam bearbeitet, das Spiel aus dem Barock in die Zeit um 1880 verlegt und die Charaktere glaubhaft gezeichnet.

Und sie lässt die beiden Komtessen in den Hauptrollen, die nur den Fürsten kriegen wollen, nicht als dumme Trutscherln dastehen. Auch wenn die logische Auflösung der ohnedies wissenden Töchter am Ende ausbleibt. Und Laura sagt: „Geld will ich gar nicht haben. Ich will es nur ausgeben.“
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Szenenfotos aus dem "Bettelstudent"

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Pferdefleisch und Bankenkrise

Ein paar aktuelle Bezüge auf Pferdefleischskandal, Mietwucher und Bankenkrise gibt es in den Couplets, aber „Schwamm drüber“. Die Liebes- und Täuschungsgeschichte spielt im Ambiente des desolaten Hotels „Polonia“ in Krakau (Bühne und Kostüme: Rainer Sinell). Unter dem musikalischen Leiter Michael Brandstätter, der die Klagenfurter Fassung von 2010 um einige Elemente erweitert hat, schnurrt das Orchester melodienselig Walzer, Polkas und Mazurken ab und setzt die vielen Ohrwürmer sauber um.

Daniel Prohaska ist ein stimmlich überzeugender „Bettelstudent“. Jan, der polnische Widerstandskämpfer, der sich wiederum als Adeliger entpuppt, wird erneut nicht von einem Tenor, sondern vom schön gefärbten Bariton Mathias Hausmann – seit 2004 im Ensemble der Wiener Volksoper – gesungen. Hans Gröning ist ein polternder Oberst Ollendorf, der Laura „ach ja nur auf die Schulter geküsst hat“. Und Chapeau! Eine überzeugende Talentprobe lieferte die junge Elvira Hasanagić ab, die gerade erst ihr Gesangsstudium abgeschlossen hat.

KURIER-Wertung: **** von *****