Kultur

"Dating Queen": Sex ja, Übernachtung nein

Monogamie ist nicht realistisch." Und noch einmal, damit es sich alle merken: "Monogamie ist nicht realistisch."

Nachdem der Vater seine beiden kleinen Töchter dieses Lebensmotto mehrfach hat nachsprechen lassen, reicht er die Scheidung ein und verlässt die Familie.

Die ältere Tochter Amy hat sich Papas Lektion gut gemerkt. 23 Jahre später ist ihr Schlafzimmer ein Durchlauferhitzer für spritzige One-Night-Stands. Übernachtung nicht inklusive. Auch im Vollrausch schafft es Amy immer noch, rechtzeitig die Kurve zu kratzen und sich nicht in einen ihrer Betthasen zu verlieben. Tagsüber (und nicht selten verkatert) schreibt sie für ein eher unterkomplexes Hochglanz-Männermagazin, das Geschichten recherchiert wie "Schmeckt Samen anders, wenn man Knoblauch gegessen hat?" (Die Antwort ist: nein.) Und findet jede Menge Ablenkung bei ihren Arbeitskollegen und der kaprizierten Chefin (einer genial überschminkten Tilda Swinton). Anders gesagt: Amy genießt ihr Alkohol-affines Leben als Partygirl und Lifestyle-Reporterin. Wenn sie etwas nicht braucht zum Glück, dann ist das eine stete Liebesbeziehung.

Hang zum Ordinären

Amy Schumer – in den USA in erster Linie als Comedienne aus dem Fernsehen bekannt – ist eine Erleuchtung am Himmel der romantischen Komödie. Witzig, sexy, smart und mit einem Hang zum Ordinären, katapultiert sie das Niveau von Comedy-Regisseur Judd Apatow ("Jungfrau (40), männlich, sucht ...") in neue Höhen. Schumer schrieb sich selbst das Drehbuch auf den Leib und übergab es dem familienfreundlichen Apatow zur Regie. Apatow wäre nicht Apatow, würde er nicht am Ende alles für die geglückte Paarbildung mit Aussicht auf Familiengründung tun. So tritt auch Amy – wenngleich mit großem Widerstand – letztlich den Canossa-Gang in die Zweierbeziehung an.

Denn ein Mal schafft sie es nicht, nach einem betrunkenen Sex-Intermezzo rechtzeitig aus dem Bett eines Sportarztes zu steigen. Zum Glück handelt es sich bei diesem um Bill Hader – ebenfalls versierter Comedian – der mit Schumer eine großartig-komische Energie, aber auch genügend ernsthaften Feinsinn entwickelt. Da sieht man dann auch gerne bei der unvermeidlichen Beziehungsarbeit zu. Bereits die erste Übernachtung scheitert beinahe daran, dass Amy es nicht erträgt, wenn sie den Atem ihres Bettnachbarn spürt. Der arme Hader – im Film heißt er Aaron – muss praktisch aus dem Fenster hauchen, um die neue Flamme nicht im Schlaf zu stören.

Bloß flockig Sex haben, viel trinken und glücklich Single sein – zumal als Frau –, ist offensichtlich keine Option im US-Mainstream-Kino. Aber selbst im Kampf mit der Zweierbeziehung ist Amy Schumer umwerfend.

INFO: Dating Queen. USA 2015. 125 Min. Von Judd Apatow. Mit Amy Schumer, Bill Hader, Brie Larson.

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Wer die altbekannte Story vom begabten Buben, der von seiner Umgebung als Spinner abgetan wird, nur um dann Großes zu leisten, satt hat, ist mit "Fantastic Four" nicht gut beraten. Ohnehin ernteten die "Fantastic Four" in den USA vernichtende Kritiken. Tatsächlich dauert es ziemlich lange, ehe sich das legendäre erste Superhelden-Team der Marvel Comics überhaupt erst formiert. Gut die Hälfte des Films erzählt davon, was die späteren Superhelden eigentlich für Menschen sind. Doch gerade diese Ausführlichkeit gehört noch zu den stärkeren Momenten der "Fantastic Four", deren wundersame Verwandlung und Reise zum neuen Planeten dann vergleichsweise "low-tech" und spannungslos daherkommt.

INFO: Fantastic Four. USA 2015. 100 Min. Von Josh Trank. Mit Miles Teller, Kate Mara, Michael B. Jordan.

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Eine unterhaltsam Mischung aus "Mad Men" und "James Bond" liefert Brit-Regisseur Guy Ritchie – zuletzt Spezialist für "Sherlock Holmes" – in seinem augenschönen Sixties-Revival "Codename U.N.C.L.E.". Unter Auskennern gilt die Kalte-Kriegs-Comedy als eine der coolsten US-TV-Serien der 60er (zumindest die ersten beiden Staffeln). Ein KGB-Spion und ein CIA-Agent kooperieren, um Ex-Nazis mit Weltzerstörungsabsichten zu stoppen. Armie Hammer als bierernster KGBler ist so groß, dass ihm seine Filmpartnerin Alicia Vikander als Ost-Berliner Mechanikerin gerade bis zur Brustwarze reicht. Mit dem CIA-Kollegen – "Superman" Henry Cavill – rettet er die Welt: elegant, flott, ohne weiteren Tiefsinn. Vergnüglich-vergänglich.

INFO: Codename U.N.C.L.E. USA 2015. 116 Min. Von Guy Ritchie. Mit Henry Cavill, Armie Hammer, Alicia Vikander.

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Schnell ermittelt"-Regisseur Michi Riebl tut ein bisschen so, als wäre "Planet Ottakring" nicht längst auch schon Bobo-Treff, sondern ein Ausläufer der Bronx. Geballtes Wiener Strizzitum treibt dort vor pittoresker Multi-Kulti-Kulisse seine Schattenwirtschaft – zur Freude einer deutschen Wirtschaftsstudentin, die an die junge Veronica Ferres erinnert und in Wien Seminararbeit schreibt. Flott inszeniert Riebl seine kleinkriminelle Spaßtruppe mit Kottan-Nostalgie-Schmäh ("Inspektor gibt’s kan") und dem Anflug von Sado-Maso-Frivolität. Michael Steinocher ("Cop Stories") als Kleinganove Sammy bricht das Herz der strengen Deutschen und erhält bis zum biederen Happy End viel heimische Schauspielerunterstützung.

INFO: Planet Ottakring. Ö 2015. 82 Min. von Michi Riebl. Mit Michael Steinocher, Cornelia Gröschel, Sandra Cervik.

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