Darren Aronofsky: "Meinen Film wie ein Glas Schnaps ex trinken"
Von Alexandra Seibel
Die ersten Buh-Rufe des Filmfestivals in Venedig trafen heuer US-Regisseur Darren Aronofsky. Doch so ein Unmutsschrei seitens der Presse ist schnell ausgestoßen, zumal Aronofskys überbordender Psycho-Albtraum "mother!" mit Jennifer Lawrence als psychisch zerquälter Ehefrau die Nerven strapaziert.
Nicht unbedingt deswegen, weil er gar so spannend wäre. Gerade die guten Kicks, die man von einem famosen Psychothriller wie Aronofskys "Black Swan" geliefert bekam, bleiben aus. Anstelle von Horror verbreitet sich nervöse Unruhe, die den "Tribute von Panem"-Star Jennifer Lawrence (übrigens die Freundin des Regisseurs) als junge Frau in einem einsamen Landhaus umgibt.
Fiebertraum
Verheiratet mit einem Schriftsteller (Javier Bardem), verbringt sie die Zeit am liebsten allein mit ihrem Mann. Plötzlich kommt ein Fremder (Ed Harris) auf Besuch, gefolgt von seiner Frau (giftig: Michelle Pfeiffer) und deren Söhne. Die Familie nistet sich in dem Haus ein, weitere Menschen kommen nach.
Eine fahrige Handkamera umkreist das Gesicht der verstörten Frau und suggeriert Horror. Die Wände des Hauses beginnen zu bluten, der Keller ächzt, die Heldin stöhnt. Die fremden Gäste beängstigen die hilflose Ehefrau, Partys werden gefeiert, das Haus demoliert.
Irgendwo angesiedelt zwischen Polanskis "Ekel" und "Rosemaries Baby", steigert sich Aronofsky in seinen erschöpfenden Fiebertraum hinein. ",mother!" will alles erzählen: Schöpfungsgeschichte und Sündenfall, Geschlechterverhältnisse, Mutterschaft, Künstlergenie, Krieg und Zerstörung. Anstelle von Thrillerspannung, wird Intensität gesteigert: Als würde jemand die Musik immer lauter aufdrehen, beginnt einen die Handlung anzubrüllen und mit Bildern zu bombardieren.
Man müsse ",mother!" wie ein Glas Schnaps ex trinken, schreibt Aronofsky über seinen Film, der sich anfühlt wie ein Delirium tremens.