Kultur

"Crossing Europe": Tee mit Hitler, Affäre mit Goebbels

Das profilierte Linzer Filmfestival Crossing Europe widmet heuer einen Schwerpunkt der renommierten tschechischen Dokumentarfilmemacherin Helena Třeštíková. Die mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Regisseurin gilt als große Porträtistin von bekannten und unbekannten Zeitgenossen, die ihr intime Einblicke in ihr Leben gewähren.

Zu den 16 in Linz gezeigten Filmen zählt auch die Österreichpremiere ihrer Doku "Lída Baarová – Doomed Beauty", erstmals im Jänner 2016 im tschechischen Fernsehen uraufgeführt. Bereits 1995 widmete Třeštíková der tschechischen Filmschauspielerin Baarová, die sich ihre blühende Karriere als UFA-Filmstar durch eine Affäre mit Joseph Goebbels "verdarb", ein 30-minütiges TV-Porträt. Für ihre Langdoku griff sie nun auf dieses Material zurück und unterfütterte es mit Film-Ausschnitten und Wochenschau-Aufnahmen.

In behutsamen Gesprächen nähert sich Třeštíková der alten, immer noch attraktiven Dame, die in einer Salzburger Wohnung sitzt, Kette raucht und gelegentlich zur Schnapsflasche greift.

"Ich war nicht nur schön, sondern ich hatte auch Talent", sagt Lída Baarová und rekapituliert mit brüchiger Stimme ihre Liebesbeziehung zum damaligen Filmstar Gustav Fröhlich ("Metropolis") und ihre Begegnung mit Hitler und Goebbels.

Bizarr, wie die beiden Verbrecher in den Erinnerungen Baarovás zu verliebten Schwärmern mutieren: Hitler lädt sie zum Tee ein und gesteht ihr, dass sie ihn an seine große Liebe erinnert. Goebbels holt sie in seine Villa und küsst sie zu Beethovens Musik. "Ich liebte ihn", sagt Lída Baarová: "Ich habe für meine Dummheit bezahlt."