Clooney-Film: Um jeden Preis an die Macht
Von Alexandra Seibel
In den Iden des März wurde Julius Cäsar ermordet – und bis heute steht dieses Datum für kommendes Unheil. So auch in der neuen, charismatischen Regiearbeit von George Clooney: „The Ides of March – Tage des Verrats“ (ab Freitag im Kino), mit dem der Schauspieler-Regisseur die Filmfestspiele von Venedig eröffnete.
In seinem Wahlkampf-Thriller spielt Clooney einen liberalen US-Gouverneur und potenziellen Präsidentschaftskandidaten – und stellt sich selbst ein brillantes Schauspieler-Ensemble als sein Wahlkampfhelfer-Team zur Seite. Allen voran bewährt sich Ryan Gosling als idealistischer Polit-Berater, der mit seinem Vorgesetzten – dem immer eindringlichen Philip Seymour Hoffman (siehe Kasten) – um den Sieg seines Kandidaten bei den Vorwahlen kämpft.
Zynisch
Doch dann macht Gosling einen taktischen Fehler, und die Karriere gerät fatal ins Schleudern. Er steht vor der Wahl: Ehrlichkeit und Karriere-Aus? Oder doch lieber totaler Zynismus in einem schmutzigen Wahlkampf, in dem Wahrheiten verschleiert werden, um politische Macht zu erhalten?
„Ich finde nicht, dass ,The Ides of March‘ ein politischer Film ist, denn es geht nicht um den Unterschied zwischen Liberalen und Republikanern“, wiegelt Philip Seymour Hoffman im KURIER-Interview ab: „Die Geschichte könnte auch in der Chefetage eines Großkonzerns spielen. Die Frage ist: Wie weit gehen wir, um im Sessel der Macht zu sitzen? Dazu erzählt George Clooney ein abschreckendes Beispiel von einem Menschen, der die eigene Karriere vor das Wohl jedes anderen stellt. In dieser Hinsicht entwickelt der Film Shakespear’sche Momente.“
Tatsächlich aber lassen einzelne Plot-Elemente – wie etwa Sex eines Politikers mit einer Praktikantin – eher an amerikanische Innenpolitik denn an Shakespeare denken. Das findet auch Paul Giamatti, der Hoffmans großen Gegenspieler verkörpert und das Wahlkampf-Team der Gegenseite anführt: „Anklänge an Bill Clinton lassen sich definitiv ausmachen, selbst wenn es natürlich kein Film über Clinton ist“, räumt Giamatti ein: „Es wäre im Übrigen auch kein Fehler, wenn die Amerikaner weniger puritanisch wären und in moralischen Fragen mehr die Gelassenheit der Europäer hätten. Aber das sehe ich nicht passieren. Der Puritanismus ist etwas zutiefst Amerikanisches. Und es wir eher schlimmer als besser.“
Skrupellos
Was die Skrupellosigkeit seiner eigenen Figur anbelangt, die alle Register zieht, um den politischen Gegner auszuschalten, ist Giamatti ratlos: „Mir sind solche Menschen völlig fremd: Ich kann sie nicht leiden und ich verstehe sie nicht. Diese Leute lieben den Konkurrenzkampf, sie genießen die damit verbundene Macht. Und sie glauben, dass das schmutzige Spiel einer guten Sache dient.“ Zusatz: „Ich finde übrigens, dass dieser Film ruhig schon früher hätte gedreht werden können.“
„Früher“ – damit meint Giamatti das Jahr 2007 und die Wahl von Barack Obama zum US-Präsidenten. Kurz davor nämlich hatte George Clooney die Rechte an dem Theaterstück „Farragut North“ von Beau Willimon gekauft, das seinem Polit-Drama zugrunde liegt. Als dann jedoch die große Obama-Euphorie ausbrach, vertagte Clooney das düstere Projekt samt seinem zynischen Blick in die Abgründe des US-Wahlkampfs – es erschien ihm für die gegenwärtige Stimmung nicht passend. Erst zwei Jahre später, als die erste Begeisterung abgeklungen war, holte Clooney das Drehbuch wieder aus der Schublade.
Düster „Der Obama-Optimismus hat nicht allzu lange angehalten. Obama fand sich in einer sehr schwierigen politischen Situation wieder – und die Menschen, die im Hintergrund die Fäden ziehen, haben ohnehin weiter das Gleiche gemacht“, sagt Paul Giamatti: „Insofern hätte Clooneys Film auch vor zwei Jahren gepasst und uns daran erinnern können – wie flüchtig so eine Begeisterung und wie düster die Welt der Macht ist.“
Glanz der Nebenrolle: Hoffman und Giamatti
Oscar: Philip Seymour Hoffman war lange Zeit ein Mann der einprägsamen Nebenrolle. Er reüssierte vor allem in Filmen von Paul Thomas Anderson wie „Boogie Nights“, „Magnolia“ oder „Punch Drunk Love“. Seinen großen Durchbruch erzielte er mit der Rolle des Schriftstellers „Capote“, für den er auch einen Oscar erhielt. Ganz böse war er in „Mission: Impossible III“ .
Durchbruch: Paul Giamatti spielte viele kleine Rollen in großen Filmen wie „Die Truman Show“ oder „Der Soldat James Ryan“. Seinen Durchbruch hatte er als Komiker Andy Kaufman in „Der Mondmann“. Für seine Rolle in Alexander Paynes „Sideways“ erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und eine Golden-Globe-Nominierung, für die Boxer-Story „Das Comeback“ eine Oscar-Nominierung.
Glanz der Nebenrolle: Hoffman und Giamatti
Oscar Philip Seymour Hoffman war lange Zeit ein Mann der einprägsamen Nebenrolle. Er reüssierte vor allem in Filmen von Paul Thomas Anderson wie „Boogie Nights“, „Magnolia“ oder „Punch Drunk Love“. Seinen großen Durchbruch erzielte er mit der Rolle des Schriftstellers „Capote“, für den er auch einen Oscar erhielt. Ganz böse war er in „Mission: Impossible III“ .
Durchbruch Paul Giamatti spielte viele kleine Rollen in großen Filmen wie „Die Truman Show“ oder „Der Soldat James Ryan“. Seinen Durchbruch hatte er als Komiker Andy Kaufman in „Der Mondmann“. Für seine Rolle in Alexander Paynes „Sideways“ erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und eine Golden-Globe-Nominierung, für die Boxer-Story „Das Comeback“ eine Oscar-Nominierung.