Kultur

Der Diamant soll wieder leuchten

Liebe, Leidenschaft, Leiden und Tod – das sind doch genau jene Themen, die uns Menschen immer bewegen. All das auf der Opernbühne herüberzubringen, wird unsere große Aufgabe sein. Ich freue mich schon sehr.“ Cecilia Bartoli ist „positiv aufgeregt und glücklich“ mit dem Verlauf der Proben. Denn, so die international gefeierte Mezzosopranistin lachend: „Einfach ist das Ding nicht.“

„Das Ding“ ist Vincenzo Bellinis Oper „Norma“, die am 17. Mai bei den Salzburger Pfingstfestspielen Premiere hat. Die Titelpartie singt die künstlerische Leiterin des Festivals selbst. Doch eine Mezzosopranistin wie Bartoli in jener Rolle, mit der eine Maria Callas oder eine Dame Joan Sutherland Triumphe gefeiert haben? „Ja“, sagt Bartoli. „So eine ,Norma‘ hat die Welt lange nicht mehr gehört. Denn wir verwenden die kritische Neuedition von Riccardo Minasi und Maurizio Biondi, die ganz nah an dem ist, was der Komponist Vincenzo Bellini wollte und seinerzeit wohl auch gehört hat.“

Der Schuldige

Soll heißen: Wie es bereits nach der Mailänder Uraufführung 1831 oft der Fall war, singt ein Mezzo die Titelpartie; die wiederum oft mit einem Mezzo besetzte Zweitpartie der Adalgisa wird in Salzburg von der Sopranistin Rebeca Olvera gestaltet. Und: Musiziert wird vom Orchestra La Scintilla, einem bekannten und bekennenden Originalklangensemble. Dirigent ist Giovanni Antonini. Bartoli: „Schuld daran ist Nikolaus Harnoncourt. Seit ich mit diesem großartigen Dirigenten arbeiten durfte, war immer klar: Wenn ich etwas mache, dann nur mit originalen Instrumenten. Ich will der historischen Wahrheit so nahe wie möglich kommen. So wie Harnoncourt auch“, sagt Bartoli, die sich selbst musikhistorisch engagiert.

Der Opernstar weiter: „Bellini wurde in der Vergangenheit musikalisch oft in die Nähe eines Giuseppe Verdi oder gar eines Giacomo Puccini gerückt. Das ist einfach falsch. Bellini lebte von 1801 bis 1835 und war damit einem Franz Schubert, ja sogar einem Mozart musikalisch viel enger verbunden, als einem Verdi oder Puccini. Das soll das Publikum in unserer Produktion erfahren.“

Keine Gallier

Für die szenische Seite sind Moshe Leiser und Patrice Caurier zuständig. Wie aber bringt man die Geschichte rund um die Druidenpriesterin, die im besetzten Gallien ein Verhältnis (und Kinder) mit dem römischen Prokonsul Pollione hat und letztlich mit diesem in den Tod geht, heute auf die Bühne?

Bartoli lacht: „Also eines ist sicher: „Gallier wird es bis uns keine geben. Auch Asterix und Obelix schauen nicht vorbei. Das ist ja kein Comic, sondern die zutiefst berührende Geschichte einer mit ganzem Herzen liebenden Frau. Ich sehe das sehr heutig, jedoch ohne dabei plakativ zu werden. Das gelingt dem Regie-Duo perfekt. Und auch Männer können sich ,Norma’ ruhig ansehen. Denn Hand aufs Herz: Welcher Mann wünscht sich nicht eine Frau, die ihn so innig liebt. Ich als gebürtige Römerin weiß genau, wovon ich rede.“

Die Einzigartige

Was Bartoli auch weiß: „Wie ich die Pfingstfestspiele weiter ausrichten will, ist klar. Wir müssen uns dessen bewusst sein, das Salzburg da für ein paar Tage das Zentrum der klassischen Musik ist. Die Menschen sollen etwas Einzigartiges erleben, etwas, das sie nur hier sehen können. Deshalb wird es auch keine Koproduktionen geben. Ich will diesen Diamanten Pfingstfestspiele künstlerisch zum Leuchten bringen.“

Aber immerhin: Wer für „Norma“ keine Karten mehr bekommen hat (beim Sommerfestival wird die Produktion auch gespielt), kann sich auf eine CD (Universal) freuen, die Bartoli bereits im Vorfeld eingespielt hat. „Ich hoffe so sehr, dass es von dieser ,Norma’ auch eine DVD geben wird.Das hätte sich das Leading-Team verdient.“ Und nach der „Norma“? Ich werde in Zürich zu Händel zurückkehren, zu ,Alcina’. Außerdem gibt es noch so viele Schätze zu heben. Den ,Otello’ von Rossini etwa. Salzburg erwartet von mir sicher auch noch einige sehr gute Ideen.

Oper

Bellini: „Norma“. 17. und 19. Mai. Beginn jeweils um 19 Uhr im Haus für Mozart. Inszenierung: Moshe Leiser, Patrice Caurier.
Orchestra La Scintilla. Dirigent: Giovanni Antonini. Mit: Cecilia Bartoli, Rebeca Olvera, John Osborn, Michele Pertusi.

Konzerte

Zu Gast sind u. a.: Orchester und Ballett des Mariinski-Theaters St. Petersburg mit Valery Gergiev sowie Daniel Barenboim mit dem West-Eastern Divan Orchestra.

Links

www.ceciliabartoli.com
www.salzburgerfestspiele.at