CDs der Woche
Von Andreas Bovelino
KOMPLEXITÄT
EBOW
Songs wie „Ghetto Rave“ und „Asyl“ behandeln zu Old-School- und Oriental-Beats Migrationsproblematik und Klischees des „Andersseins“. Superlässig. „Das Wetter“ durchleuchtet zu einem unwiderstehlichen sexy Groove unser öffentliches Social-Media-Leben, das schwebende „Live aus Dubai“ hat das Zeug zum absoluten Hit, ohne je Zugeständnisse zum oberflächlichen Gute-Laune-Hip-Hop zu machen. Und „Der Vogel und das Meer“ ist ganz einfach der schönste Liebes-Hip-Hop ever. Poetisch, emotional, persönlich – es muss nicht immer Gangsta sein. Big love to this MC! Den Link zu einem ausführlichen Interview mit der Künstlerin, die eigentlich Ebru Düzgün heißt und in Wien Architektur studiert, gibt's weiter unten.
PARALLELS
MYNTH
Es gibt derzeit keine bessere Popband als Mynth. Alles, was die Zwillinge Giovanna und Mario anfassen, ist stimmig – und, ohne je aufdringlich zu wirken, so unglaublich schön, dass man sich in jedem einzelnen Song verlieren möchte. Schon am Opener „Smog“ könnte man in der Endlosschleife hängen bleiben, was schade wäre, weil man dann traumhafte Tracks wie „Mirrors“, „Honey“ oder das düstere „Rose“ versäumen würde. (Seayou)
FÉ TOKI
MOH! KOUYATÉ
Der junge Mann aus Guinea ist ein grandioser Gitarrist, der mit US-Bluesern wie Corey Harris ebenso beeindruckend aufgeigt, wie mit der malischen Diva Fatoumata Diawara. Sein eigener Stil hat sich, seit er in Frankreich lebt, zu einem extravaganten Pop mit westafrikanischen Blues-Einflüssen entwickelt. Und wenn er nicht allzusehr auf Faserschmeichler macht („Visions“), dann kommt das richtig gut („Dobagna“, „Keli“, „Namo“, „Tala“). (Hoanzl)
THE THRILL OF IT ALL
SAM SMITH
Kein Zweifel: Der 25-jährige Brite ist einer der besten Vokalisten der letzten drei Jahrzehnte. Es ist diese Stimme, die virtuose Art, mit der Smith sie einsetzt, die auch prinzipiell banale Songs wie „Good At Goodbyes“ übers dumpfe Mittelmaß emporhebt. Echte Highlights gibt’s aber auch genügend, das mitreißend melancholische „One Last Song“ etwa, „Midnight Train“, das soulige „Baby“ und natürlich das berührende „Pray“. Schönes Teil. (UMI)
WITHOUT WARNING
21 SAVAGE, OFFSET & METRO BOOMIN
Hab ich vorige Woche von Future und Young Thug als Atlantas besten Rappern geschrieben? Okay, „Bad Boy“ Savage, Migos-Superstar Offset und Producer Boomin können schon auch was. Dieses Horrorfilm-beeinflusste Mixtape hat es echt in sich. Praktisch ohne Schlagzeugwumms sorgen sie mit Tracks wie „Ghostface Killers“, „Nightmare“ und „Darth Vader“ für ordentlich Kribbeln in der Magengrube. (SMI)