Kultur

Carl Auböck: Ein Universalkünstler ist wieder zu entdecken

Vom Gründer Carl Heinrich Auböck (1872–1925) bis zur aktuellen fünften Generation reicht die 1912 gegründete und noch heute in Wien Neubau tätige Werkstätte, aus der einige Designklassiker des 20. Jahrhunderts kamen. Während sich die Schau „Iconic Auböck“ (bis 6. 1. 2025) im MAK auf rund 400 Objekte konzentriert, die oft ihrer Zeit voraus waren, liegt der Fokus bei der Ausstellung im AzW „Vom Besteck zur Fertighaussiedlung“ (bis 4. 11.) auf Carl Auböck (1924–1993), „dem III.“, der heuer seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte.

Der Wiener war zeitlebens ein Erneuerer, eine Doppelbegabung und für die österreichische Designentwicklung maßgeblich: Geschirr- und Besteckserien, die er für die Firmen Rosenthal, das Neuzeughammer Ambosswerk und die Tiroler Glashütte/Claus Riedel AG entwarf, waren sehr erfolgreich. Sein Edelstahlbesteck von 1957 gewann auf der Brüsseler Weltausstellung 1958 die Goldmedaille. Auf seine Initiative hin entstanden u. a. Möbel, Taschenrechner, 1962 die erste Fersen-Skibindung der Welt für die Marke Tyrolia und viele andere neu gestaltete Alltagsgegenstände.

Auböck kreierte schon als Teenager einen Korkenzieher in Form eines Schlüssels, später die Türgriffe in der wiederaufgebauten Staatsoper und einen Cocktail-Shaker, der sich in der Designsammlung des New Yorker Museum of Modern Art befindet.

Außerdem brachte Auböck als Architekt von Einfamilienhäusern und Wohnhausanlagen nach Kontakten in den 50er-Jahren u. a. mit Walter Gropius, Richard Neutra, Charles und Ray Eames die internationale Moderne nach Österreich. Die in den USA erlernten Methoden der seriellen Vorfertigung von Gebäuden und Bauteilen prägten seine Projekte: Als er 1953/’54 gemeinsam mit Roland Rainer in Wien 13, Veitingergasse 64-66, die erste österreichische Fertighaussiedlung nach amerikanischen Vorbildern in Holzbauweise mit präfabrizierten Installationswänden und Wohnküchen plante, war das etwas bis dahin nicht Gekanntes. Wenig Lob, sondern viel Kritik brachte ihm die problematische Per-Albin-Hansson-Siedlung Ost in Wien-Favoriten in den 1970ern ein.

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Lebendiges Archiv

Für Az W-Direktorin Angelika Fitz ist „die Kombination aus Abstraktion und Klarheit der Moderne einerseits und Aneignung und Detailversessenheit andererseits ziemlich einzigartig bei Auböck.“

Auböcks Nachlass wird jetzt im Az W ins Schaufenster gestellt, in der Öffentlichkeit bearbeitet und so zum Schau-Archiv, zum „Living Archive“ mit Blick hinter die Kulissen der Forschung und Sammlungsarbeit – mit Einblicken in Fotos, Pläne und Korrespondenzen. Die Schau besteht aus drei Bereichen: Ankommen, Eintauchen, Erkunden.

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Neben den Kapiteln „Beginnings“ und „Homecoming“ wirft „Made in Austria“ etwa ein Schlaglicht auf das Produktdesign. „Die Besucher können uns zuschauen, aber auch teils selber stöbern und die Materialien selbstständig anschauen und durchblättern“, so die Kuratorinnen Sonja Pisarik und Monika Platzer, die „bereits 17 Projekte ausgepackt und Tiefenbohrungen vorgenommen haben“ und versichern: Archive sind sehr spannend, vor allem wenn sie so vollständig wie Auböcks Nachlass sind.